Viele kommen an, viele fahren weg, andere bleiben einfach da – und nicht alle führen Gutes im Schilde. Die großen Bahnhöfe im Land sind fast schon traditionell Kriminalitätsschwerpunkte. Drogenkriminalität, Gewalt oder Diebstähle sind mancherorts an der Tagessordnung – zumindest gefühlt.
Das Bundesinnenministerium (BMI) hat nun auf Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion Fakten geliefert und Auskunft über die Kriminalitätsbelastung an deutschen Bahnhöfen und in Zügen im Jahr 2022 gegeben. Die Antwort liegt dem stern vor.
An diesen Bahnhöfen wurden die meisten Straftaten verzeichnet
Demnach wurden im gesamten Jahr rund 123.000 Tatverdächtige (Vorjahreszeitraum: 90.900) in den sogenannten Deliktsgruppen Gewalt, Betäubungsmittel, Sexualdelikte, Sachbeschädigungen, Eigentum und Waffen registriert. Rund 32.200 von ihnen haben die deutsche Staatsangehörigkeit, beim überwiegenden Anteil ist die Staatsangehörigkeit ungeklärt oder unbekannt.
Die meisten Gewaltdelikte wurden dabei am Hamburger Hauptbahnhof registriert. Bei den Sexual- und Eigentumsdelikten (zum Beispiel Diebstahl) führt der Kölner Hauptbahnhof die unrühmliche Liste an, der Dortmunder Hauptbahnhof in puncto Drogendelikte und Waffen. Die jeweils auf Rang eins, zwei und drei liegenden Bahnhöfe können Sie der Bilderstrecke oben entnehmen.
Das BMI sah in der Vergangenheit als Ursache für die Straftaten an diesen Bahnhöfen deren Gemeinsamkeiten:
- Großbahnhöfe in urbanen Ballungszentren
- Anbindung auch an Schienennetze benachbarter Länder
- "Sogwirkung auf Kriminelle", unter anderem durch 24-Stunden-Betrieb, Betriebsamkeit, Möglichkeiten der Ver- und Entsorgung sowie An- und Abreise
- vergleichbare Sozialstruktur im Umfeld der Bahnhöfe
Unmittelbar sind die Zahlen nicht miteinander vergleichbar. So werden die Bahnhöfe vollkommen unterschiedlich stark frequentiert oder sind unterschiedlich groß. Beispielsweise nutzen den Hamburger Hauptbahnhof nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) täglich rund 537.000 Menschen, während etwa der Nürnberger nur rund 210.000 tägliche Nutzerinnen und Nutzer zählt.
Mehr als 500 Bundespolizisten und -polizistinnen verletzt
Zuständig für die Sicherheit an den rund 5700 Bahnhöfen in Deutschland ist neben der Deutschen Bahn die Bundespolizei. Nach Auskunft des BMI wurden 2022 insgesamt 529 Beamtinnen und Beamte bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Bahnhöfen und Zügen verletzt.

"Es ist inakzeptabel, dass Reisende an deutschen Bahnhöfen und in Zügen nicht mehr sicher sind", kommentierte der AfD-Abgeordnete und gelernte Polizist Martin Hess die Zahlen gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Er forderte mehr Polizeipräsenz an Bahnhöfen.
Eine Sprecherin der DB betonte, neben den Bundespolizisten sorgten auch rund 4300 Sicherheitskräfte der DB für die Sicherheit von Fahrgästen, Besuchern und Mitarbeitern. "Neben dem Sicherheitspersonal stellt die Videoüberwachung eine weitere Säule des Sicherheitskonzepts der Bahn dar." Die Zahl der Kameras werde von derzeit rund 9000 bis Ende 2024 auf etwa 11.000 Videokameras erhöht. Die Sprecherin betonte: "Nur die Bundespolizei hat Zugriff auf gespeicherte Bilder." Insgesamt sei eine "kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt in der Gesellschaft" zu beobachten. Der DB-Sicherheitschef Hans-Hilmar Rischke erklärte, dass die Bahnhöfe sicherer seien als andere öffentliche Orte, wie etwa Parks.
Quellen: Bundestag, Deutsche Bahn, Nachrichtenagentur DPA