Crime Story Mit den Händen eines Arztes

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Dr. Wenzinger hat den menschlichen Körper studiert. Es ist nicht dessen Heilung, die ihn am meisten interessiert
Hände

Gerd Wenzinger war vieles, jedenfalls aber ein Verführer. Für das Interview mit dem deutschen Fernsehen hat er sich ein dunkelblaues Hemd angezogen, die grauen Haare zur Seite gescheitelt, den grauen Schnurrbart gestutzt. Beim Reden lässt er die Stimme schwingen, spielt mit dem Rhythmus der Wörter, mit dem Tempo der Sätze, und dazu, immer wieder: ein schelmischer Blick, ein jugendliches Lachen. Einer, dem man gern zuhört.

Bis man ihm zuhört. Gerd Wenzinger spricht, als sei alles nur ein großes Glück gewesen. Und vermutlich, so schwer es zu verstehen ist, war es das für ihn sogar.

„Dann habe ich gedacht, nun ist sie schon mal tot“, sagt Wenzinger. „Jetzt habe ich die Möglichkeit, mal irgendeine meiner Fantasien in die Wirklichkeit umzusetzen, und unter diesen Fantasien waren auch manchmal Fantasien mit Toten. Und das habe ich dann gemacht.“

Erschienen in stern Crime 40/2021