Eine neue Hitzewelle hat den westlichen US-Bundesstaaten am Wochenende extrem hohe Temperaturen gebracht. Für mehr als 30 Millionen Menschen sprach der Nationale Wetterdienst Warnungen aus: Von der Hitze gehe für sie ein großes gesundheitliches Risiko aus.
In nahezu ganz Kalifornien und in großen Teilen Nevadas galt dabei die höchste Warnstufe. Als gefährdet gelten dann nicht nur Ältere oder Kranke, sondern alle. "Versuchen Sie, cool (auch: kühl) zu bleiben!", schrieb die Behörde auf Twitter und rief die Menschen auf, ausreichend zu trinken, sich in gekühlten Räumen oder im Schatten aufzuhalten. Die Hitze soll mancherorts noch bis Montag andauern.
Extreme Hitze, zahlreiche Waldbrände, verendete Meerestiere
Gut 47 Grad Celsius wurden nach vorläufigen Angaben des Nationalen Wetterdienstes am Samstag in Las Vegas gemessen. So hoch kletterte das Thermometer in den vergangenen Jahrzehnten dort nur selten. Im kalifornischen Death Valley, das für seine unglaubliche Hitze berüchtigt ist, wurden demnach gut 54 Grad gemessen. Die höchste, dort je erfasste Temperatur habe bei 56,7 Grad gelegen. Extrem heiß wurde es am Wochenende auch in den Bundesstaaten Utah und Arizona.
Derweil haben die Hitzewelle und die Trockenheit zu mehreren Waldbränden in Teilen der USA und Kanada geführt. Drei US-Bundesstaaten – Kalifornien, Oregon und Idaho – ordneten die Evakuierung von betroffenen Anwohnern an, wie das US-Nachrichtenportal "Axios" berichtete. Auch in der kanadischen Stadt Vernon kam es Berichten zufolge zu neuen Waldbränden, die sich "unglaublich schnell" ausbreiteten und Evakuierungen zur Folge hatten.
Die Hitze in Kombination mit der Trockenheit ist laut einem Bericht der "Washington Post" auch für das Sterben von schätzungsweise einer Milliarde kleiner Meerestiere in der Salischen See verantwortlich, einem Meeresgebiet zwischen Vancouver Island (Kanada) und dem US-Bundesstaat Washington. Allein Ende Juni seien Hunderte Millionen Mies- und Venusmuscheln und andere kleinere Meerestiere, wie etwa Seesterne, entlang der Pazifikküste verendet, berichtete die "New York Times". Die Schalen der Muscheln "klafften auf, als wären sie gekocht worden", berichtete das Blatt. Seesterne seien "zu Tode gebacken" worden. Wissenschaftlern zufolge seien unzählige Arten bedroht.
Studie: Hitzewelle in den USA und Kanada ohne Klimawandel "praktisch unmöglich"
Die beispiellose Hitzewelle wäre einer Studie zufolge ohne den Klimawandel "praktisch unmöglich" gewesen. "Es gibt absolut keinen Zweifel, dass der Klimawandel hier eine entscheidende Rolle gespielt hat", sagte die Klimaforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die durch Treibhausgase verursachte Erwärmung des Planeten habe die Hitzewelle in den USA mindestens 150 Mal wahrscheinlicher gemacht.
Für die Studie der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) verglichen die Wissenschaftler historische Klima-Beobachtungen mit dem heutigen Wetter. Die in Kanada und den USA gemessenen Werte seien demnach so extrem, dass sie nur einmal alle eintausend Jahre vorkommen dürften. Bei einer fortschreitenden Erwärmung der Erde um bis zu zwei Grad Celsius, was bei derzeitigen Emissionen innerhalb der nächsten Jahrzehnte der Fall sein würde, könnten solche Hitzewellen alle fünf bis zehn Jahre auftreten und rund ein Grad heißer ausfallen.
Notaufnahmen melden Anstieg von hitzebedingten Erkrankungen und Todesfällen
Erst Anfang des Monats hatte eine Hitzewelle den Nordwesten der USA und das westliche Kanada mit Temperaturen bis knapp 50 Grad erfasst. Die Hitze hatte nach Behördenangaben zu zahlreichen Todesfällen beigetragen. In der kanadischen Gemeinde Lytton rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren 49,6 Grad gemessen worden – zuvor hatte der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen. Wenige Tage danach war die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört worden.

An diesem Wochenende meldeten die Notaufnahmen im Westen der USA nach Angaben der "Washington Post" wieder einen Anstieg von hitzebedingten Erkrankungen und Todesfällen. Am Donnerstag hatte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom die Einwohner des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates wegen steigender Temperaturen und wütender Waldbrände zum Strom- und Wassersparen aufgerufen.
Der vergangene Monat war nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA mit einer Durchschnittstemperatur von 22,6 Grad Celsius der landesweit heißeste Juni seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen vor 127 Jahren. Acht Bundesstaaten – darunter auch Kalifornien, Arizona, Nevada und Utah, die an diesem Wochenende wieder von der Hitzewelle betroffenen waren – erlebten demnach ebenfalls ihren heißesten Juni.