Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Südasien mit vermutlich mehr als 42.000 Toten hat im Katastrophengebiet ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Helfer versuchten, in bislang unzugängliche Regionen vorzudringen. Dramatisch war die Lage im weitgehend zerstörten Muzaffarabad, der Hauptstadt des von Pakistan kontrollierten Teils Kaschmirs. Unter gewaltigen Trümmerhaufen werden dort noch tausende Tote vermutet. Verzweifelte Menschen gruben mit bloßen Händen nach verschütteten Angehörigen. In der Luft liegt Verwesungsgeruch, die Seuchengefahr steigt.
Spenden für die Erdbebenopfer
Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 205 00), Kontonummer 41 41 41, Stichwort: Erdbeben Pakistan
Diakonie Katastrophenhilfe
Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Kontonummer 502 707, Stichwort: Pakistan Erdbeben
UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 205 00), Kontonummer 300 000, Stichwort: Erdbeben Asien
Oxfam Deutschland e. V.
Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00), Kontonummer 80 90 500, Stichwort: Erdbeben Kaschmir
World-Vision
Postbank Frankfurt (BLZ 500 100 60), Kontonummer 66601, Stichwort: Erdbeben-Hilfe in Asien
Allein in Pakistan rechnen die Behörden mit mehr als 41.000 Toten, im Norden Indiens stieg die Zahl auf mehr als 1000 Todesopfer. Nach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN wurden fünf Millionen Menschen obdachlos. Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte zuvor weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens verwüstet.
Das UN-Welternährungsprogramm begann mit dem Aufbau einer Luftbrücke vom italienischen Brindisi nach Peshawar in Pakistan. "Es ist jetzt wichtig, die Überlebenden so schnell wie möglich zu erreichen. Sie haben schon mehrere Nächte draußen in der Kälte verbracht", sagte Jean-Jaques Graisse, der Leiter der Hilfsoperation. Die UN-Organisation will unter anderem Generatoren und leistungsstarke Hubschrauber sowie 80 Tonnen Spezialnahrung zu den Erdbebenopfern bringen.
Nach dem verheerenden Erdbeben haben Ärzte in der weitgehend zerstörten pakistanischen Stadt Muzaffarabad einem Medienbericht zufolge vor einem Seuchenausbruch gewarnt. Der private Fernsehsender Geo TV meldete unter Berufung auf Mediziner, Gefahr gehe besonders von Krankheiten aus, die durch Wasser übertragen würden.
Deutschland hilft
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) schickte ein weiteres Team des Technischen Hilfswerks (THW) in die Region. Die Spezialkräfte der Schnell-Einsatz-Einheit-Wasser-Ausland sollen im Norden des Landes Trinkwasser aufbereiten, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit. Ein Transportflugzeug der Luftwaffe soll mit rund 25 Tonnen Hilfsgütern an Bord starten, darunter dringend benötigte Zelte, Decken, Medikamente und Nahrungsmittel.
Angesichts der Naturkatastrophe rücken sogar die Erzrivalen Pakistan und Indien enger zusammen. Zum ersten Mal seit Menschengedenken bringt Indien eine Hilfslieferung für das Nachbarland auf den Weg. Die Vereinigten Arabischen Emirate sagten Pakistan Hilfe in Höhe von 83 Millionen Euro zu.
Japan will Hilfen im Wert von 20 Millionen Dollar sowie Transporthubschrauber bereitstellen. Das teilte die Regierung in Tokio laut Medienberichten mit. Die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte werden neben den Hubschraubern auch mehr als 100 Heeressoldaten entsenden und folgen damit einer Bitte des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf.
Leben unter Geröll und Trümmern
Auch Tage nach dem Erdbeben finden Rettungskräfte unter den Trümmern noch immer Überlebende. Am Montagabend bargen Helfer eine Frau und ihre kleine Tochter aus dem Schutt eines eingestürzten Hochhauses in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Die Suche nach weiteren Überlebenden wurde auch in der Nacht fortgesetzt.
Während Pakistan das Hilfsangebot Indiens annahm, wird es gemeinsame Rettungseinsätze des Militärs in der von beiden Staaten beanspruchten Kaschmirregion nicht geben, wie die pakistanische Zeitung "Daily Times" meldete. "Es gibt keine Möglichkeit für gemeinsame Hilfseinsätze auf beiden Seiten der Grenzlinie", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Islamabad, Tasnim Aslam, der Zeitung.
Dem Bericht zufolge sind unter den Opfern des Erdbebens auch viele Soldaten, die beiderseits der Grenzlinie zwischen den von Indien und Pakistan kontrollierten Teilen Kaschmirs stationiert waren. Seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 haben Indien und Pakistan drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir. In den vergangenen Jahren hatte es aber eine stetige, wenn auch zögerliche Annäherung gegeben.