Die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland bleibt auch am Samstag kritisch. Betroffen sind unter anderem Teile Niedersachsens und der Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen. Allerdings zeichnete sich in Niedersachsen, dem flächenmäßig zweitgrößten Bundesland, mancherorts eine leichte Entspannung ab.
Die aktuelle Situation im Überblick:
Hochwasser: Landkreis in Sachsen-Anhalt ruft Katastrophenfall aus
Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat wegen des Hochwassers den Katastrophenfall festgestellt. Die Entscheidung sei durch die lange Dauer der Abwehrmaßnahmen gegen die Hochwasserlage begründet, teilte Landrat André Schröder am Samstag mit. Die Talsperre Kelbra an der Landesgrenze zu Thüringen wird seit einigen Tagen kontrolliert abgelassen, weil sie drohte überzulaufen. Dadurch ist der Wasserstand der Helme stark angestiegen. Am Donnerstagabend öffneten die Behörden einen Deich des Flusses, so dass das Wasser auf freie Felder in Richtung Thüringen ablaufen kann. Der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Kohl, bezeichnete die Situation als kritisch. Evakuierungen oder die Anforderung der Bundeswehr sind nach Angaben des Landkreises derzeit noch nicht geplant.
Bremen weitet Böllerverbot wegen Hochwassers aus
Wegen des anhaltenden Hochwassers und den damit verbundenen reduzierten Rückzugsorten für Wildtiere weitet Bremen das bereits erlassene Böllerverbot für Silvester aus. Von Silvester 18 Uhr bis 6 Uhr an Neujahr dürfe in ganz Bremen in einer Zone von 300 Metern zu freien Landschaften wie etwa Wiesen, Äckern oder Mooren kein Feuerwerk gezündet werden, teilte das Innenressort am Samstag mit. Zuvor galt das Böllerverbot bereits für drei Ortsteile in Bremen.
Bis Freitag kommender Woche gelte zudem eine Anleinpflicht für Hunde. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, Rücksicht auf die Tierwelt zu nehmen und andere Bereiche für das private Feuerwerk aufzusuchen. "Für die Wildtiere bedeutet die Flucht vor dem Hochwasser bereits maximaler Stress. Ein Feuerwerk in unmittelbarer Nähe würde die Tiere in Panik versetzen und womöglich ins Wasser und damit in den Tod treiben", sagte der Senator in einer Mitteilung.
Unterstützung beim Hochwasser – Plattform in Lilienthal eingerichtet
In Lilienthal bei Bremen können sich Bürger nun online gegenseitig Hilfe anbieten. Angesichts des Hochwassers hat die Freiwilligenagentur dafür eine Plattform eingerichtet, wie die Gemeinde am Samstag mitteilte. Dort könnten Bürgerinnen und Bürger beispielsweise um Werkzeuge, Sachspenden oder ein offenes Ohr bitten – oder Hilfe anbieten. Gesuche oder Angebote müssen per Mail an die Adresse info@freiwilligenagentur-lilienthal.de gesendet werden.
Entspannung im Serengeti-Park
Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hat sich die kritische Hochwasserlage dagegen leicht entspannt. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Auch im Tierhaus der Antilopen und Giraffen sei das Wasser merklich gesunken und wieder aus dem Gebäude hinausgeflossen. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen. In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten.
Oldenburg bereitet mögliche Evakuierung vor – Deiche aktuell stabil
In der Stadt Oldenburg in Niedersachsen wird eine mögliche Evakuierung aufgrund des Hochwassers vorbereitet. Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt am Samstag mit. Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Bisher seien die Deiche allerdings trocken und stabil.
Besonders betroffen ist den Angaben nach der Bereich Achterdiek, wo der Küstenkanal in die Hunte mündet. "Es handelt sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme – eine konkrete Evakuierung ist derzeit nicht vorgesehen", hieß es in einer Mitteilung. Eine Notunterkunft stünde betroffenen Bürger zu Verfügung, hieß es. Unabhängig davon gelte weiter ein Betretungsverbot für die Deiche.
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Lage in Hatten weiter kritisch – Silvester-Böllerverbot aufgehoben
In Hatten bei Oldenburg ist die Hochwasserlage weiterhin kritisch. Die Wasserstände seien allerdings stabil und es gebe keine neuen Stellen, an denen Deiche gesichert werden müssten, teilte die Gemeinde am Samstag mit. Bereits laufende Deichsicherungsmaßnahmen sollten am Abend abgeschlossen sein. Bewohner eines vorsorglich geräumten Wohngebietes könnten dann voraussichtlich ab Sonntag zurück in ihre Häuser.
Derzeit seien 400 Einsatzkräfte in der Gemeinde im Einsatz. Unter anderem mit Kettenfahrzeugen und Hubschraubern würden Deiche gesichert, die auch in den kommenden Tagen ständig kontrolliert werden sollen.
Ein für die Silvesternacht geplantes Verbot von Feuerwerkskörpern wird es in der Gemeinde indes nun doch nicht geben. Die Lage sei neu bewertet worden, hieß es aus dem Rathaus. Bürgermeister Guido Heinsich (parteilos) mahnte allerdings, dass Bürgerinnen und Bürger verantwortungsvoll mit Feuerwerk umgehen sollten, um die Einsatzkräfte nicht unnötig zu belasten.
Bundespolizei unterstützt weiterhin Deichsicherung bei Oldenburg
Mit einem Hubschrauber unterstützt die Bundespolizei weiterhin die Deichsicherung bei Oldenburg in Niedersachsen. Am Freitag habe ein Helikopter vom Typ Super Puma besonders große Sandsäcke zu Deichen in Hatten gebracht, um diese zu sichern, teilte die Bundespolizei am Samstag mit. Auch am Samstag sei der Hubschrauber wieder seit 10 Uhr im Einsatz.
Am Freitag machte der Helikopter den Angaben nach 19 Flüge und brachte 13 Tonnen Sand an die Deiche. Auch in den kommenden Tagen werde er voraussichtlich weiter in der Luft sein. Auch ein Hubschrauber der Marine stieg am Freitag in der Region in die Luft, machte aber nur Erkundungsflüge. Generell stehe aber auch dieser Helikopter zur Unterstützung in der Region bereit, sagte ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr am Freitag.
Mehrere Hochwasserhöchstwerte an Aller und Weser überschritten
Das Hochwasser hat an mehreren Pegeln in Niedersachsen neue Höchstwerte gebracht. An der Weser etwa überschritt der Wasserstand am Samstagmorgen bei Drakenburg mit 835 Zentimetern den bisherigen Höchstwert aus 1981 um einen Zentimeter, wie der Überregionale Hochwasserdienst am Samstag mitteilte. "Der Scheitel ist aber bereits erreicht worden und die Wasserstände am Pegel sinken leicht", hieß es.
Auch an der Aller wurden bisherige Höchstmarken überschritten. In Langlingen wurden am Samstagmorgen 580 und in Eitze 659 Zentimeter gemessen. Damit wurden bisherige Hochwasserrekorde um fünf beziehungsweise acht Zentimeter überschritten.
Sandsäcke in Thüringen gestohlen
In einer Ortschaft im thüringischen Kyffhäuserkreis stellten Helfer am Samstag mit Entsetzen fest, dass Unbekannte auf einer Länge von 40 Metern Sandsäcke aus den errichteten Schutzwällen entlang der Helme gestohlen haben. Auf 20 Metern sei der Schutzwall bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth vollständig abgetragen worden, so das Landratsamt. Zu den Tätern konnten zunächst keine Angaben gemacht werden. Das Landratsamt will Strafanzeige stellen.
In NRW sinkende Pegelstände
In den Hochwasserregionen in Nordrhein-Westfalen können die Menschen ein wenig durchatmen. "Insgesamt ist der Trend bei den Pegelständen rückläufig", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums NRW auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.
Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. "Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird", sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner der Nachrichtenagentur DPA am Freitag. "Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche." Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.