Israel Überlebender berichtet unter Tränen vom Massaker auf Musikfestival: "Es war die Hölle auf Erden"

Israel: Überlebender berichtet unter Tränen vom Massaker auf Musikfestival: "Es war die Hölle auf Erden"
Sehen Sie im Video: Nach Hamas-Überfall – Überlebender berichtet vom Massaker auf Musikfestival.






Das Supernova Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste am Samstagfrüh. Noch spielt die Musik und die Teilnehmer ahnen nichts von dem, was als Nächstes folgen wird. Nämlich der Angriff der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas von Gaza aus auf israelisches Gebiet und auch auf dieses Festivalgelände. Ein Überlebender erzählt noch völlig traumatisiert: Sahar Ben Sela, Augenzeuge "Es war die Hölle auf Erden. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich habe an Kriegen teilgenommen, an zwei Kriegen in meinem Leben. Aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Leichen überall. Ein Gemetzel. Es war ihnen egal, ob du ein Mann oder eine Frau bist, ob du jung oder alt bist. Sie sind Killer, Mörder. Und was sie getan haben, kann niemals vergeben werden." Nach Angaben des Rettungsdienstes Zaka wurden rund 260 Tote auf dem Festivalgelände in Israel gezählt. Sanitäter berichteten von unvorstellbaren Szenen vor Ort. Israelischen Medien zufolge sollen zahlreiche Frauen vergewaltigt worden sein, bevor sie getötet oder verschleppt wurden. Und noch immer suchen viele Familien nach dem durch die Hamas verübten Massaker verzweifelt nach ihren Angehörigen.
Was im Süden Israels als ausgelassenes Musikfestival begann, endete in einem unvorstellbaren Albtraum. Ein Überlebender berichtet von dem Angriff der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas.

Musik, Party, Tanzen bis zum Morgengrauen: Was im Süden Israels als ausgelassenes Fest mit hunderten jungen Menschen begann, endete in einem unvorstellbaren Albtraum. Er gehe von "etwa 200 bis 250 Leichen" aus, sagt Moti Bukjin vom israelischen Freiwilligendienst Zaka am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Etwas Vergleichbares habe er in den 28 Jahren seiner Tätigkeit für die auf die Bergung von Leichen spezialisierte Organisation noch nicht gesehen. Am Dienstag korrigieren die Behörden die Zahl der Opfer nach oben. Demnach wurden auf dem weitläufigen Festivalgelände in der Nähe des Gazastreifens mehr als 270 Leichen entdeckt.

"Sie sind einfach losgefahren, um Leute in ihren Autos zu erschießen", sagt Bukjin. Der Zaka-Helfer ringt nach Fassung, als er zu beschreiben versucht, was er bei seiner Ankunft auf dem Festivalgelände vorgefunden hat. Es gebe etwa "vier oder fünf Lastwagen, die jeweils 50 Leichen" abtransportierten. Ihm zufolge müssen sich hier grauenvolle Szenen abgespielt haben. Als bewaffnete Kämpfer der radikalislamischen Hamas am Samstagmorgen Israel überfielen, überraschten sie die Besucher des "Supernova"-Festivals in der Nähe des Kibbuz Reim und richteten unter ihnen ein Blutbad an. "Sie haben die Menschen kaltblütig auf unvorstellbare Weise abgeschlachtet", sagt der Zaka-Sprecher.

Zunächst schoss die Hamas bei ihrem Großangriff am Samstag tausende Raketen auf Israel ab. Zeitgleich drangen rund tausend palästinensische Kämpfer in israelisches Staatsgebiet ein. Sie kamen auf Motorrädern, Lieferwagen, Schnellbooten und mit motorisierten Gleitschirmen. Einige davon sind online verbreiteten Videos zu sehen: Plötzlich tauchen sie am Himmel auf – auch über den tanzenden Menschen in der Negev-Wüste. Sie nähern sich den überwiegend jungen Festivalbesuchern. Die Menschen beginnen in Panik zu fliehen. Sie schreien und rennen zu ihren Autos, während im Hintergrund bereits Schüsse zu hören sind.

Israel: Rund 250 Leichen auf Festival entdeckt

Die Angreifer töten zahlreiche Menschen, andere werden als Geiseln genommen. Ein in Onlinenetzwerken verbreitetes Video zeigt die 25-jährige Noa Argamani, die verzweifelt um Hilfe schreit, während sie auf dem Rücksitz eines Motorrads verschleppt wird. Unter den Festivalbesuchern sind neben Israelis auch zahlreiche Gäste aus anderen Ländern. Auch die Deutsche Shani Louk wird seit dem Rave-Festival vermisst. Auf einem Video ist die 22-Jährige halbnackt auf einem Pick-Up zwischen mehreren Hamas-Männern offenbar im Gazastreifen zu sehen, mit dem Gesicht zum Boden, die Beine verdreht, mindestens bewusstlos. Ein junger Palästinenser spuckt im Vorbeigehen auf ihren leblosen Körper. Ihre Mutter Ricarda Louk hat die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben. Auch auf Deutsch bittet sie in einem Video um Informationen zu ihrer Tochter und Hilfe, um die deutschen Behörden mit ins Boot zu holen. Dass es sich um Shani Louk handelt in dem Video, da ist sie sich sicher - ihre auffälligen Tattoos an den Beinen und die Dreadlocks-Frisur ließen laut "Spiegel" keinen Zweifel zu. Hinzu kommt, dass die Bankkarte der Tochter demnach in Gaza benutzt wurde.

Nach Angaben der israelischen Regierung wurden am Samstag an verschiedenen Orten in Israel mehr als hundert Menschen von der Hamas entführt. Insgesamt wurden nach jüngsten Angaben mehr als 900 Menschen in Israel getötet. Luftaufnahmen der AFP zeigen dutzende brennende Autos am Straßenrand in Richtung Festivalgelände. "Es lagen Autos am Straßenrand, ein Auto war umgekippt, ein Auto lag auf der Seite. In jedem Auto lagen zwei oder drei Leichen oder nur eine Leiche", sagt Moti Bukjin. Alle Menschen, deren Leichen er einsammelt, wurden durch Kopfschüsse getötet, bevor die Angreifer ihre Autos in Brand setzten, sagt der Zaka-Helfer. "Einige hatten eine Kugel im Kopf oder im Kinn." Am meisten schockiere ihn, dass die Angreifer "so viel Zeit hatten, bis die Sicherheitskräfte eintrafen". Die 19-jährige Ester Borochov hat den Horror überlebt – wie durch ein Wunder. Die junge Frau war ebenfalls bei dem Musikfestival, als Hamas-Kommandos begannen, von allen Seiten wahllos auf die Menschen zu schießen. 

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Augenzeugen berichten von dramatischer Flucht

Borochov kann in einem Auto flüchten, das dann aber durch Schüsse gestoppt wird, sich überschlägt und im Graben liegen bleibt. "Wir haben uns in dem Auto tot gestellt, meine Freundin und ich, zweieinhalb Stunden lang, bis Hilfe gekommen ist (...). So haben wir das überlebt." Der israelische Soldat Ephraim Mordechajew, der ebenfalls das Festival besuchte, sagt AFP, er habe gesehen, wie Hamas-Angreifer mit Panzerfäusten auf die Menge schossen. "Stellen Sie sich vor, eine Rakete, die auf Häuser oder Panzer abgefeuert werden soll, wird auf eine Gruppe von 20 Zivilisten abgefeuert." Auch Festivalbesucher, die zu Fuß zu fliehen versuchten, wurden Bukjin zufolge getötet. "Einige der Leichen lagen in Gräben", sagt der Zaka-Sprecher. Sie seien bei dem Versuch zu fliehen erschossen worden. Er habe schon viele Leichen geborgen, etwa nach einer früheren Massenpanik im Norden des Landes, sagt der erfahrene Helfer. "Ich dachte, 45 Leichen, das wäre das Ende der Welt", sagt Bukjin sichtlich erschüttert. Nun wisse er, alles könne "viel, viel schlimmer sein".

Reuters · AFP
mth

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