Reaktion auf Terror in Norwegen Bestürzung und Entsetzen in Deutschland

Vor der norwegischen Botschaft liegen Blumen - es wird für die Toten gebetet: Deutschland ist entsetzt über die Terrorakte mit mehr als 90 Todesopfern in Norwegen. Kanzlerin Merkel ruft dazu auf, dem Hass auf das Andersartige - offenbar ein Motiv des Täters - entgegenzutreten.

Die Anschläge in Norwegen mit mindestens 92 Toten haben in Deutschland Entsetzen und Bestürzung ausgelöst. Quer durch die Parteien und Konfessionen gab es Solidaritätsbekundungen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonierte am Samstag mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg. "Es war mir ein Bedürfnis, ihm unsere Trauer mitzuteilen", sagte sie in Berlin.

Merkel sagte, es gebe zwar noch kein abschließendes Bild von der Tat vom Freitag. "Aber es heißt, Hass sei ein Motiv gewesen. Hass auf den anderen, auf den Andersartigen, auf den anders Aussehenden, den vermeintlich Fremden", sagte sie. "Dieser Hass ist unser gemeinsamer Feind." Alle, die an die Freiheit, den Respekt und das friedliche Zusammenleben glaubten, müssten diesem Hass entgegentreten.

Innenministerium: Kein Bezug zu Deutschland

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums weisen die Taten und der Täter bislang keine Bezüge zu Deutschland auf. Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden aber in engem Kontakt zu den norwegischen Partnerbehörden, teilte ein Sprecher mit. Die "abscheulichen Taten" belegten erneut, welche Gefahren von fanatisierten Einzeltätern ausgehen könnten, "und zwar unabhängig von ihrer Motivlage".

Bei dem Attentat auf ein Ferienlager waren mindestens 85 Jugendliche getötet worden. Dem Massaker ging eine Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel voraus, bei dem weitere 7 Menschen starben. Für die Taten soll ein 32 Jahre alter Norweger verantwortlich sein, den die Polizei der rechten Szene zuordnet.

Fassungslosigkeit und Mitgefühl

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, erklärte in Hannover, er sei tief erschüttert von der Tat, die viele unschuldige Menschen in den Tod gerissen habe. Nichts und niemand könne solche feigen Anschläge rechtfertigen. "Keine politische oder religiöse Lehre können Begründung sein für diesen Akt des kaltblütigen Mordens", sagte Schneider.

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, erklärte: "Als eine Gruppe, die selbst stets von Hass, Fanatismus und Terrorismus bedroht ist, können wir uns in besonderem Maße mit dem schrecklichen Verlust der norwegischen Gesellschaft identifizieren. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, den Verwundeten und ihren Angehörigen." Hass, Fanatismus und Terrorismus müssten mit allen Mitteln des demokratischen Staates nachhaltig bekämpft werden.

Politiker zeigen sich entsetzt

FDP-Chef Philipp Rösler erklärte: "Wir sind entsetzt über die schrecklichen Ereignisse in Norwegen." Rösler sprach von einem "barbarischen Akt", mit dem Jugendliche aus ihrem Frieden gerissen worden seien. "Wir hoffen, dass die sympathische Offenheit Norwegens wegen dieser Anschläge keinen dauerhaften Schaden nimmt."

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel drückte dem norwegischen Ministerpräsidenten seine Anteilnahme aus. "Im Namen der Deutschen Sozialdemokratie - aber auch ganz persönlich - möchte ich meine Bestürzung und tiefe Trauer zum Ausdruck bringen", schrieb er am Samstag an Stoltenberg, der auch Vorsitzender der Arbeiterpartei ist.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, teilten mit: "Wir sind fassungslos und voller Trauer angesichts dieses feigen und menschenverachtenden Verbrechens." Dass der Täter offenbar aus der rechtsextremen Szene komme, zeige einmal mehr, wie gefährlich rassistische und fremdenfeindliche Ideologien seien.

Auch die Vorsitzenden der Linkspartei, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, erklärten: "Wir sind zutiefst schockiert und fassungslos angesichts der Anschläge in Norwegen und verurteilen diese fürchterliche Bluttat."

Vor der norwegischen Botschaft in Berlin wurden am Samstag Blumen niedergelegt. Im Inneren des Botschaftskomplexes am Tiergarten liegt ein Kondolenzbuch aus. Am Samstagmittag kamen Trauernde zu einem Gedenkgottesdienst zusammen.

DPA
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