Der Klimawandel lässt bessere Weine reifen: Zahlreiche Anbaugebiete der Erde profitieren einer neuen Studie zufolge von den steigenden Temperaturen. Dies berichtet "Nature" auf seiner Internetseite. "In den meisten Regionen war jedes Jahr der vergangenen Dekade ein gutes Weinjahr. Zweifellos spielte das Klima eine bedeutende Rolle bei diesem Trend", erläuterte der Klimatologe Gregory Jones von der South Oregon University (USA) demnach auf der Jahrestagung der Amerikanischen Geologenvereinigung in Seattle.
Jones hatte 30 Weine aus 27 Anbaugebieten unter anderem in Frankreich, Italien, Portugal, Deutschland, Chile, Kalifornien und Südafrika untersucht. Dabei stellte er einen engen Zusammenhang zwischen der Weingüte auf der üblichen 100-Punkte-Skala und den Klimadaten der vergangenen 50 Jahre fest: Während die Temperatur in diesem Zeitraum um durchschnittlich zwei Grad Celsius stieg, verbesserten sich die untersuchten Weine im Mittel um 13,3 Punkte pro Grad Celsius. Genug für manchen Jahrgang, in die Elite-Klasse mit mehr als 90 Punkten aufzurücken.
Kalte Regionen profitieren
Auf Grundlage eines Klimamodells des britischen Hadley-Klimarechenzentrums erwartet Jones in den nächsten 50 Jahren erneut einen Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius. Mit steigenden Temperaturen würden die Jahrgänge beständiger, erläuterte der Forscher. Der Klimawandel könnte Anbaugebieten wie dem deutschen Rheintal zu Gute kommen, deren Weinqualität von Jahr zu Jahr schwankt. Außerdem seien bereits neue Weingüter in nördlicheren Regionen entstanden, in denen die kälteempfindlichen Weintrauben vor einigen Jahrzehnten noch eingegangen wären. Der Klimatrend wäre damit vor allem ein Vorteil für die englische Weinindustrie, die sich zurzeit noch in den Kinderschuhen befinde. "England wird in 50 Jahren nicht die beste Weinregion der Welt sein, aber sie wird besser werden", sagt Jones voraus.
Für hervorragende Weine aus bereits jetzt schon recht warmen Gebieten sind die steigenden Temperaturen allerdings keine gute Nachricht. In der italischen Chianti-Region oder im französischen Rhone-Tal könnten die Trauben unter Umständen zu schnell reifen und noch nicht ausreichend Geschmack entwickelt haben, wenn der optimale Zuckergehalt erreicht ist. Folglich kann die Klimaerwärmung nach Meinung von Jones den unverkennbaren Geschmack bestimmter Ernten bedrohen.