In Florida dürfte sich auf seinem Golfplatz gerade ein älterer Mann nicht mehr einkriegen können vor Lachen. Denn im fernen New York State, genauer am Sitz des Gouverneurs, findet die öffentliche Demontage seines Erzfeindes statt. Und Donald Trump, der mutmaßlich gutgelaunte Senior, muss nicht einmal irgendetwas dafür tun.
Nach Bekanntwerden des "Pflegeheim-Skandals" mehren sich gegen Andrew Cuomo, um den es hier geht, nun auch noch Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens. Drei Frauen beschuldigen den New Yorker Gouverneur, sie unangemessen berührt zu haben. Am Montag meldet sich via "New York Times" (NYT) eine 33-Jährige, die sagte, Cuomo habe ihr bei einer Hochzeitfeier im September 2019 seine Hand auf ihren nackten, unteren Rücken gelegt und gefragt, ob er sie küssen dürfe. "Ich war so verwirrt, geschockt und beschämt", so die Frau in der "NYT". "Ich habe meinen Kopf weggedreht und war in dem Moment sprachlos." Cuomos Hand habe sie weggestoßen.
Am unteren Rücken, Armen und Beinen berührt
Nur wenige Stunden vor der Veröffentlichung des Berichts hatte der Regierungschef einer Untersuchung von Vorwürfen zugestimmt, die zwei seiner früheren Mitarbeiterinnen gegen ihn erheben. Die 36-jährige Lindsey Boylan beschuldigt ihn, sie gegen ihren Willen auf den Mund geküsst, sie am "unteren Rücken, den Armen und Beinen" berührt sowie zu einer Partie "Strip-Poker" aufgefordert zu haben. Die 25-jährige Charlotte Bennett berichtete, Cuomo habe sie gefragt, wie sie die Frage eines Altersunterschiedes sehe. "Ich habe verstanden, dass der Gouverneur mit mir schlafen wollte und habe mich furchtbar unwohl und verängstigt gefühlt", so Bennett ebenfalls in der "New York Times".
Cuomo hatte daraufhin eine Erklärung abgegeben, in der er die Belästigungsvorwürfe der beiden Ex-Mitarbeiterinnen als unglückliches Missverständnis beschrieb. Es tue ihm "wirklich leid", wenn seine Äußerungen als "unerwünschter Flirt missverstanden" worden seien, so der Demokrat.
Bis vor kurzem wurde Andrew Cuomo noch als Held gefeiert. Sein Kampf gegen die Corona-Pandemie hatte ihn weltweit bekannt gemacht als entschlossener, besonnener und zugleich einfühlsamer Krisenmanager, gewissermaßen als Gegenpol zum damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Letzterer war ihn mehrfach öffentlich angegangen und hatte ihn einen "ausgewiesenen Feind" genannt. Der Kult um ihn nahm teils bizarre Auswüchse an. Wahre Lobeshymnen wurden auf Cuomo geschrieben, als "Amerikas Gouverneur" wurde er gefeiert, als "cuomosexual" outeten sich Fans.
Selbstgefälliges Covid-19-Buch
Doch Cuomos Stern begann zu sinken, als er ein selbstgefälliges Buch über "Lehren aus der Covid-19-Pandemie" veröffentlicht hatte. Vor kurzem wurden dann eklatante Fehler beim Schutz von Alten- und Pflegeheimen vor dem Virus bekannt. Inzwischen wird Cuomo und seiner Regierung vorgeworfen, die wahre Zahl der am Virus verstorbenen Altenheimbewohner, mehr als 15.000, verschleiert zu haben. Die Justiz hat bereits Ermittlungen eingeleitet.
Die Vorwürfe haben auch Parteifreunde des Gouverneurs aufgeschreckt, Rücktrittsforderungen wurden laut. Der für gewöhnlich so angriffslustige Cuomo ist auf jeden Fall in der Defensive. Wenig ist von dem Glanz übriggeblieben, den der Politiker mit italienischen Wurzeln vor rund einem Jahr ausstrahlte. Cuomo ist so angeschlagen, dass der Gouverneur wieder als Krisenmanager gefragt ist – in eigener Sache.