Nach dem angekündigten Rücktritt der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon beginnt der Kampf um die Nachfolge. Das Exekutivkomitee von Sturgeons Schottischer Nationalpartei (SNP) wollte sich am Donnerstag treffen, um einen Zeitplan festzulegen. Frühestens Ende März wird mit einer Entscheidung gerechnet. Der Rückzug der 52-Jährigen als Parteichefin und "First Minister" kam überraschend, natürliche Nachfolgekandidaten gibt es nicht.
Als mögliche Bewerber gelten SNP-Vize Keith Brown, Finanzministerin Kate Forbes, Gesundheitsminister Humza Yousaf, Verfassungsminister Angus Robertson und Vizeregierungschef John Swinney. Allerdings erreichen sie in ersten Umfragen alle nur einstellige Werte.
Sturgeon will noch im Amt bleiben, bis ihre Nachfolge geklärt ist. Sie kündigte an, keine Wahlempfehlung abzugeben. Doch dann meldete sich ein gewisser Tennisspieler auf Twitter.
Andy Murray scherzt mit Nicola Sturgeon auf Twitter
Die überraschende Rücktrittsankündigung der schottischen Regierungschefin hat Tennis-Star Andy Murray anscheinend auf Ideen für die Zeit nach seiner Sportler-Karriere gebracht. Auf seinem Twitter-Konto kommentierte der schottische Tennisspieler einen BBC-Artikel über Sturgeons Rückzug am Mittwochabend mit den Worten: "Interessante freie Stelle. Habe geplant, in die Politik zu gehen, wenn ich mit dem Spielen aufhöre." Den Post versah Murray mit einem Zwinker-Smiley.
Sturgeons Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. "Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich niemanden als meinen Nachfolger einsetzen werde, aber ...", kommentierte sie Murrays Tweet und versah ihren Eintrag ihrerseits mit einem zwinkernden sowie einem Tränen lachenden Smiley.
Murray, der drei Grand-Slam-Turniere gewonnen hat und mal auf Platz eins der Tennis-Weltrangliste stand, hatte 2019 wegen anhaltender Probleme nach einer Hüftverletzung darüber nachgedacht, seine Sportler-Karriere zu beenden. Dennoch steht er mit seinen 35 Jahren immer noch auf dem Platz. Derzeit belegt er Platz 70 der Weltrangliste.
Schottland: Labour-Partei könnte von Sturgeon-Rücktritt profitieren
In Glasgow feierten am Mittwochabend Dutzende Anhänger der Union mit dem Vereinigten Königreich den Rückzug. Sturgeon gilt als treibende Kraft der Unabhängigkeitsbewegung. Befürworter einer Loslösung sehen einen solchen Schritt nun in weite Ferne gerückt.
Profitieren von dem Rücktritt könnte vor allem die Labour-Partei. Die größte Oppositionspartei im britischen Unterhaus, die gegen eine Unabhängigkeit ist, hatte in den vergangenen Jahren in Schottland viele Stimmen an Sturgeons SNP abgeben müssen, die ähnlich sozialdemokratische Positionen vertritt. Nun könnte Labour die Nutznießerin eines möglichen Führungsstreits in der SNP sein und einem klaren Sieg bei der britischen Parlamentswahl 2024 näherrücken.