Fünf Tage vor der Volksabstimmung über den künftigen Status der Krim hat das prorussische Regionalparlament in Simferopol am Dienstag für die Unabhängigkeit der Halbinsel von der Ukraine gestimmt. Der Westen befürchtet eine Annexion der ukrainischen Region durch Russland. Binnen weniger als zwei Wochen haben russische Truppen und prorussische Milizen vor Ort bereits Fakten geschaffen:
Einsetzung einer Übergangsregierung
Fünf Tage nach dem Sturz des Moskau zugewandten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch besetzten prorussische Milizen am 27. Februar das Parlament und Regierungsgebäude in der Krim-Hauptstadt Simferopol und hissten die russische Flagge. Der prorussische Politiker Sergej Axjonow wurde als Interims-Regierungschef eingesetzt, das Parlament stimmte am 6. März für den Beitritt zu Russland und für ein Referendum über die Unabhängigkeit am 16. März.
Übernahme der Kontrolle vor Ort
Tausende russische Soldaten bezogen in den vergangenen Tagen Stellungen auf der Krim - nach Angaben ukrainischer Grenzschützer befinden sich inzwischen 30.000 russische Soldaten in der Region. Die professionell ausgerüsteten Männer in Uniformen ohne Hoheitsabzeichen haben ukrainische Militäranlagen umstellt. Zu größeren Zwischenfällen kam es bislang nicht. Die russische Schwarzmeerflotte blockiert derweil ukrainische Marineschiffe im Hafen von Sewastopol.
Sperrung der Grenzen
Durch ihre Lage ist die Halbinsel Krim leicht vom Rest der Ukraine zu trennen. Russische Truppen haben Kontrollpunkte an den einzigen beiden Straßen eingerichtet, die auf die Halbinsel führen. Prorussische Milizen ordneten am Dienstag die Aussetzung aller nicht aus Moskau kommenden Flüge von und zum Krim-Flughafen Simferopol an. Eine Maschine aus Kiew wurde zum Umkehren in die ukrainische Hauptstadt gezwungen. Zugpassagiere werden von Milizen kontrolliert.
Kontrolle der Kommunikation
Um die Informationshoheit auf der Krim zu gewinnen, wurden in den vergangenen Tagen sechs ukrainische Fernsehkanäle abgeschaltet und durch russische Sender ersetzt. Ukrainische und ausländische Journalisten sind auf der Krim zunehmendem Druck ausgesetzt, mehrere ukrainische Reporter wurden von prorussischen Milizen verprügelt.
Abhaltung eines Refenrendums
Bei der Volksabstimmung am kommenden Sonntag werden die Bewohner gefragt, ob sie für einen Anschluss an Russland sind oder ob die Krim zu der weitreichenden Autonomie zurückkehren soll, die sie unter der Verfassung von 1992 genoss. Der Status Quo mit der Krim als integralem Bestandteil der Ukraine steht dagegen beim Referendum nicht zur Option.