Anschlag auf Afghanistans Ex-Präsidenten Weltweite Bestürzung nach Mord an Rabbani

Er sollte die Friedensverhandlungen mit den Taliban vorantreiben, stattdessen verlor er sein Leben. Bei einem Zusammentreffen mit Vertretern der Radikalislamisten wurde der frühere afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ermordet. Das Pentagon sieht in dem Anschlag eine neue Strategie des afghanischen Terrors. Die Welt reagiert bestürzt auf den Tod des Politikers.

Das US-Verteidigungsministerium sieht den tödlichen Anschlag auf den afghanischen Ex-Präsidenten Burhanuddin Rabbani als Teil eines neuen Vorgehens der Taliban. Diese verübten zunehmend Attentate auf ranghohe Persönlichkeiten, sagte Verteidigungsminister Leon Panetta am Dienstag in Washington. US-Generalstabschef Mike Mullen sagte, die Taliban seien aufgrund ihrer Schwächung durch die Erfolge der internationalen Militärkoalition zu "spektakulären Angriffen" übergegangen. Trotz der Schwächung der Taliban müssten diese Anschläge ernst genommen werden, betonte Mullen. "Aus strategischer Sicht sind sie bedeutend."

Auch Panetta sagte, die Tötung Rabbanis sei "Anlass zur Beunruhigung". Die US-Armee arbeite mit der afghanischen Armee zusammen, um den Taliban Einhalt zu gebieten. Der Pentagon-Chef zeigte sich überzeugt davon, dass die internationale Koalition weiter in die "richtige Richtung" gehe. "Wir haben Fortschritte im Kampf gegen die Taliban verzeichnet und können uns nicht von solchen sporadischen Ereignissen davon abhalten lassen", sagte Panetta.

Hunderte trauern in Kabul

In Kabul zogen derweil hunderte von Menschen auf die Straße um gegen die Ermordung von Rabbani zu demonstrieren. Vor dem Haus des getöteten 71-Jährigen versammelten sich die Demonstranten und hielten Porträts und Plakate in die Höhe. Viele trugen schwarze Stirnbänder als Zeichen der Trauer. Während einige Regierungsvertreter in der Residenz Abschied von Rabbani nahmen, rezitierten die Menschen vor dem Tor Verse aus dem Koran.

Rabbani, der zwischen 1992 und 1996 afghanischer Staatschef war, war am Dienstag in seinem Haus in Kabul Opfer eines Anschlags geworden. Die Polizei bestätigte Angaben aus Rabbanis Umfeld, wonach er durch eine Bombe getötet wurde, die im Turban eines Talibankämpfers versteckt war. Rabbanis Aufgabe war es zuletzt, Friedensverhandlungen mit den Taliban zu führen. Der Angreifer war zusammen mit einem Komplizen in Rabbanis Haus geladen worden, weil er angeblich eine Botschaft der Taliban überbringen wollte.

Rabbanis Tod sorgt für internationale Trauer

Auch im Ausland herrscht Bestürzung über den Mord an dem Ex-Präsidenten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte das Attentat "auf das Schärfste", wie sein Sprecher Martin Nesirsky in New York mitteilte. Ban sei "zutiefst schockiert über den Tod" Rabbanis. Die Tat sei ein "Angriff auf Menschen, die für die Rückkehr des Friedens nach Afghanistan arbeiteten". Die UNO werde weiterhin Afghanistan und das afghanische Volk bei ihren Bemühungen um Frieden unterstützen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm an Karsai, Rabbani habe sich als Vorsitzender des Friedensrates an entscheidender Stelle um Versöhnung bemüht. "Der Angriff auf sein Leben ist ein direkter Angriff auf die Friedensbemühungen in Ihrem Land." Damit könne der Friedenswille des afghanischen Volkes aber nicht gebrochen werden.

Die pakistanische Regierung verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yousuf Raza Gilani teilten mit, sie seien schockiert über den Anschlag. Pakistan wurde von afghanischer Seite in der Vergangenheit immer wieder verdächtigt, Friedensgespräche zu torpedieren.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete Rabbanis Tod als "tragischen Verlust". Kremlchef Dmitri Medwedew nannte den Tod des früheren afghanischen Präsidenten einen "schmerzhaften Rückschlag" im Ringen um Frieden am Hindukusch.

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liri/AFP/DPA