Asif Ali Zardari Pakistans unheimlicher Witwer

Von Britta Petersen
Asif Ali Zardari ist die graue Eminenz in Pakistans Politik. Der Mann der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto führt die größte Partei des Landes und rechnet sich Chancen auf das Präsidentenamt aus. Sein schlechtes Image als Mehrfachverurteilter hat seiner Karriere bisher nicht geschadet.

Sein Ruf ist jämmerlich schlecht. Asif Ali Zardari, Chef der Pakistanischen Volkspartei (PPP), gilt als kriminell. Der Witwer der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto saß mehrere Jahre wegen Korruption im Gefängnis und trägt seit seinem Ministeramt in der Regierung seiner Frau den zweifelhaften Spitznamen "Mr Zehn Prozent".

Mehr noch: Bisher nicht widerlegt ist der Vorwurf, dass Zardari 1990 den Geschäftsmann Murtaza Bukhari mit einer ferngesteuerten Bombe am Bein dazu gezwungen haben soll, Geld von seinem Bankkonto abzuheben. Zardari wurde erst aus dem Gefängnis entlassen, als seine Frau 1993 wieder an die Macht kam. Eine Amnestie machte es möglich. Später wurde er wegen der Bildung einer Verschwörung bezüglich der Ermordung eines Richters und dessen Sohnes angeklagt.

Er ist der Königsmacher des Präsidenten

Dieser Mann ist der bedeutendste Politiker nach dem Rücktritt von Präsident Pervez Musharraf. Er führt die PPP, die stärkste Kraft in der Nationalversammlung ist. Zardari, der kein Abgeordnetenmandat hat und deshalb im Parlament nur auf der Besuchertribüne Platz nehmen darf, ist die graue Eminenz des Politikbetriebs, gewissermaßen der Königsmacher des Präsidenten. Zardari kämpft hartnäckig gegen sein Image des zwielichtigen Mehrfachverurteilten an. Der 52-Jährige, der wie so viele aus der Oberschicht des Landes an der London School of Economics studiert hat, entgegnet seinen Kritikern, dass er als Sündenbock für Intrigen herhalten musste, die eigentlich auf seine Frau zielten.

Will Zardari selbst an die Macht?

Seit dem Tod seiner Frau argwöhnen viele in Pakistan, dass Zardari selbst an die Macht will, doch bisher hat er sich nicht als Nachfolger Musharrafs ins Spiel gebracht. Und an die Spitze der PPP soll nach seinem Willen sein Sohn Bilawal aufsteigen, wenn der sein Studium an der Universität Oxford beendet hat. Über seine Pläne für das Land lässt sich Zardari meist nichts entlocken. Am Montag allerdings dachte er laut darüber nach, ob der nächste Präsident des Landes nicht eine Frau sein könnte. Ob er damit die Pakistaner für sich einzunehmen weiß, ist eher zweifelhaft. Das Schicksal Zardaris wird nach dem Rücktritt Musharrafs davon abhängen, ob er die Bevölkerung überzeugen kann, dass die PPP das Reformerbe Bhuttos fortsetzen wird. Denn bisher weigert sich Zardari, die populäre Forderung anzunehmen, das von Musharraf entlassene Oberste Gericht wieder einzusetzen. Schließlich muss er fürchten, dass die von Musharraf erlassene Amnestie gegen ihn wieder aufgehoben wird. Dies könnte ein schnelles Ende seiner kurzen Karriere bedeuten. Und darauf spekuliert sein schärfster Rivale, Ex-Premier Nawaz Sharif, der sich zum Fürsprecher der populären Richter gemacht hat. Sollte es aber Zardari gelingen, die Koalition zusammenzuhalten, könnte er zu einem politischen Führer aus eigenem Recht werden.

FTD