Atomstreit mit Iran Ahmadinedschad könnte bald antworten

Die Zeichen stehen auf Annäherung. Irans Außenminister hat in Aussicht gestellt, dass Teheran noch im Juli auf das Verhandlungsangebot des Westens reagieren könnte - der oberste Ayatollah dagegen will mit den USA nichts zu tun haben.

Im Streit um das iranische Atomprogramm nähert sich Teheran dem Westen vorsichtig an. So sieht der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki gute Chancen, dass sein Land noch vor dem G-8-Gipfel Mitte Juli in St. Petersburg auf die Vorschläge der fünf ständigen Mitglieder des Uno-Sicherheitsrats und Deutschlands reagieren könnte. "Wenn alle den guten Willen beibehalten, können bald Gespräche beginnen", sagte der Minister dem stern.

"Wir zweifeln an ihrer Aufrichtigkeit"

Der Westen, Russland und China haben dem Iran weitgehende wirtschaftliche Unterstützung angeboten, wenn das Land im Gegenzug auf alles verzichtet, was zum Bau einer Atombombe beitragen könnte. Auch wenn Mottaki die Teilnahme der USA an den Gesprächen für unverzichtbar hält, ist er vom guten Willen der Amerikaner bisher nicht überzeugt. "Dass sie schon vor Beginn Bedingungen stellen, lässt uns an der Aufrichtigkeit ihres Angebots zweifeln", sagte er im stern-Interview. Es gebe nur zwei Möglichkeiten: Zusammenarbeit oder Konfrontation. "Wir bevorzugen das zuerst Genannte. Aber wir müssen uns für alle Eventualitäten wappnen," sagte der Minister der Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Geistliches Oberhaupt lehnt Verhandlungen mit USA als nutzlos ab

Ob aus taktischen Gründen oder aus Überzeugung: Aus Teheran sind derzeit auch Stimmen zu hören, die direkte Gespräche mit den USA weiterhin ablehnen. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, sagte am Dienstag, die von der US-Regierung angebotenen Verhandlungen nutzten der Islamischen Republik nichts und seien daher nicht in iranischem Interesse. Chamenei hat im schiitischen Gottesstaat des Iran das letzte Wort in allen Fragen und steht damit noch über Präsident Mahmud Ahmadinedschad - theoretisch.

Iran versteht sich als Erzfeind der USA

In dem seit Jahren schwelenden Streit pocht der Iran auf das Recht, selbst Uran anreichern zu dürfen - nach eigenem Bekunden nur für die zivile Nutzung. Diese Technik kann jedoch auch zur Herstellung von Atomwaffen genutzt werden. Dies hat den Verdacht des Uno-Sicherheitsrats bestärkt, das Land wolle sich heimlich Massenvernichtungswaffen beschaffen. Als Voraussetzung für Gespräche fordern die fünf ständigen Mitglieder des Uno-Sicherheitsrats eine Aussetzung der Urananreicherung. Der Iran lehnt dies bislang ab. Die USA haben das Recht des Iran auf eine zivile Nutzung der Atomtechnik ausdrücklich anerkannt und Ende Mai in einer diplomatischen Kehrtwende angeboten, sich direkt an internationalen Verhandlungen über den Atomkonflikt zu beteiligen. Viele Experten und europäische Regierungen hatten die USA zu dem Schritt in der Hoffnung gedrängt. Ein eindeutige Reaktion aus Teheran steht bislang noch aus.

Reuters
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