Beim schwersten Bombenanschlag in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien seit Monaten sind mindestens 30 Menschen getötet und etwa 200 verletzt worden. Nach Behördenangaben durchbrach am Montag ein Selbstmordattentäter in einem schweren Lastwagen die Betonsperre vor der Kreisverwaltung im Ort Snamenskoje und zündete etwa eine Tonne Sprengstoff. Zu den Opfern zählten Zivilisten sowie Angehörige von Polizei und Geheimdienst.
Putin verurteilt Anschlag
Präsident Wladimir Putin verurteilte in Moskau den Anschlag als Versuch, "den Prozess einer friedlichen Lösung für Tschetschenien zu stoppen". Dies werde er nicht zulassen, sagte Putin im Fernsehen. Bis zum 1. Oktober solle die Regierung einen Vertrag ausarbeiten, der die Vollmachten zwischen der Zentralregierung und der Teilrepublik Tschetschenien regelt. Putin muss am Freitag seinen jährlichen Bericht zur Lage der Nation vorstellen.
Explosion hinterlässt Krater
In Snamenskoje, das etwa 50 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Grosny liegt, zerstörte die Bombe das Verwaltungsgebäude sowie sechs umliegende Häuser. Darin waren auch die örtliche Polizei und die Filiale des Inlandsgeheimdienstes FSB untergebracht. "Die Explosion riss einen Krater, der 14 Meter breit und bis zu sechs Meter tief ist", sagte der Sekretär des tschetschenischen Sicherheitsrates, Rudnik Dudajew.
Rebellenführer verantwortlich?
Rettungsmannschaften suchten in den Ruinen nach weiteren Opfern. Der Verwaltungschef der Republik, Achmat Kadyrow, machte in einer ersten Reaktion die Rebellenführer Aslan Maschadow und Schamil Bassajew für den Anschlag verantwortlich.
In Snamenskoje haben auch der russische Menschenrechtsbeauftragte für Tschetschenien und Beobachter des Europarates ihren Sitz. Das flache Gebiet am Fluss Terek gilt eigentlich als ruhig. Bei einem ähnlichen Selbstmordanschlag mit einer Autobombe hatten Rebellen Ende Dezember in Grosny mehr als 80 Menschen getötet.
Verhandlungen mit Rebellen abgelehnt
Im März hatte die tschetschenische Bevölkerung in einem Referendum auf Betreiben des Kremls für eine neue Verfassung ihrer Teilrepublik gestimmt. Auf dieser Grundlage sollen bis zum kommenden Frühjahr Parlaments- und Präsidentenwahlen in Tschetschenien stattfinden. Verhandlungen mit den Rebellen hat der Kreml seit dem Wiedereinmarsch russischer Truppen in die Kaukasusrepublik im September 1999 stets abgelehnt.