Bali-Prozess Todesurteil für den "Lächelnden Bomber"

Im Prozess um die Bombenanschläge auf der indonesischen Ferieninsel Bali im Oktober ist am Donnerstag einer der Hauptverdächtigen zum Tode verurteilt worden..

Im Prozess um die Bombenanschläge auf der indonesischen Ferieninsel Bali im Oktober ist am Donnerstag einer der Hauptverdächtigen zum Tode verurteilt worden. Bei dem Attentat waren 202 Menschen ums Leben gekommen, überwiegend australische Touristen, aber auch mehrere Deutsche.

Das Gericht in Bali befand den 40-jährigen radikalen Moslem Amrozi für schuldig, eine Schlüsselrolle gespielt zu haben. Der Mechaniker Amrozi reagierte auf das Urteil mit dem Ruf "Gott ist der Größte" und einem Lächeln für die Angehörigen und Opfer im Gerichtssaal, die sich in die Arme fielen und in Tränen ausbrachen. Die Verteidigung kündigte umgehend Berufung an. Das Urteil erging nur zwei Tage nachdem ein Selbstmordattentäter eine Autobombe vor einem Luxus-Hotel in der Hauptstadt Jakarta zündete und mindestens zehn Menschen tötete.

Todesstrafe durch Erschießungskommando

"Das Gericht hat den Angeklagten Amrozi für schuldig befunden, eine terroristische Straftat verübt zu haben", begründete der Oberste Richter I Made Karna das Todesurteil. Er habe die Anschläge geplant, organisiert und letztlich auch bei der Tat mitgeholfen. Amrozis Minivan war nach Einschätzung des Gerichts für die Anschläge genutzt worden. In Indonesien wird die Todesstrafe durch ein Erschießungskommando vollstreckt.

"Den Weißen geschah es Recht"

Unmittelbar nach der Verkündung des ersten Urteils im Prozess um die Bali-Anschläge streckte Amrozi in Richtung der Angehörigen der Anschlagsopfer beide Daumen in die Höhe. Als er von der Polizei später aus dem Gerichtsgebäude geführt wurde, hob er triumphierend die Fäuste. Er galt auch als Sprengstoff-Beschaffer und war in den Medien Indonesiens als der "Lächelnde Bomber" tituliert worden, da er sich bereits bei der Festnahme mit einem strahlenden Grinsen gezeigt hatte. Auch während des Prozesses hatte er durch sein Auftreten und seine Aussagen mehr als eigentlich prominentere Verdächtige von sich Reden gemacht. "In meinem Herzen fühle ich etwas Stolz. Den Weißen geschah es Recht", hatte er am 12. Juni zu den Anschlägen gesagt. Vor der Urteilsverkündung am Donnerstag rief er: "Brennen, brennen sollen die Juden."

"Ich glaube an Auge für Auge"

Das Urteil traf auf gemischte Reaktionen unter den anwesenden Opfern und Angehörigen. "Der Gerechtigkeit ist genüge getan worden", sagte Peter Hughes, dessen Narben von den Brandanschlägen in seinem Gesicht noch immer deutlich sichtbar sind. "Es ist gut, dass er tatsächlich die Todesstrafe erhalten hat." Dagegen sagte Brian Deegan, der seinen Sohn Josh verloren hatte, das Strafmaß sei ein Fehler. "Ich glaube, es wird ihn zum Märtyrer machen." Ein Spieler des australischen Rugby-Clubs Coogee Dolphins, von dem sechs Spieler in Bali getötet wurden, sagte: "Er hat so viele Leben beendet, und ich glaube an (das Prinzip) 'Auge für Auge'."

Wie andere Bali-Verdächtige war Amrozi von Abu Bakar Bashir beeinflusst worden, dem mutmaßlichen Anführer der radikalen Moslem-Gruppe Jemaah Islamiah (JI). Bashir ist im Zusammenhang mit den Anschlägen nicht angeklagt worden. Dagegen stehen zwei von Amrozis Brüdern auch wegen der Bali-Anschläge vor Gericht.

Die JI hat sich einem Zeitungsbericht zufolge zu dem Anschlag auf das Luxus-Hotel in Jakarta am Dienstag bekannt. Die Gruppe soll Verbindungen zur El Kaida des radikalen Islamisten Osama bin Laden haben, den die USA für die Anschläge am 11. September 2001 verantwortlich machen.

Joanne Collins