Am Sonntag verbreitete die Opposition in Belarus die Nachricht, dass ein russisches Flugzeug bei einem Sabotageakt zerstört worden sei. Das russische Aufklärungsflugzeug des Typs A-50 sei auf dem Flugfeld in Machulischchi nahe der Hauptstadt Minsk in die Luft gesprengt worden, erklärte Franak Wiacorka, ein enger Berater der im Exil lebenden Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, im Kurznachrichtendienst Twitter.
Wiacorka zufolge wurde der Anschlag von zwei Belarussen mit Drohnen verübt. Sie hätten das Land bereits verlassen und seien in Sicherheit.
Nun sind Drohnen-Videos aufgetaucht, die zeigen sollen, auf welche Weise das Flugzeug angeblich zerstört wurde.
Partisanengruppe aus Belarus veröffentlicht Drohnen-Videos
Die belarussische Partisanengruppe "Bypol" veröffentlichte bei Youtube ein Video, das zeigt, wie eine Drohne auf einen Flugplatz fliegt. Der stern konnte verifizieren, dass es sich um den Flugplatz Machulischchi handelt. Die Drohne nähert sich mehreren Flugzeugen und landet dann auf der A-50. Dann hebt sie wieder ab und fliegt weg.
Weitere Videos, die bei Twitter aufgetaucht sind, zeigen, wie eine Drohne in Richtung des Aufklärungsflugzeuges fliegt und über diesem schwebt. Die Drohne landet auf der – anders als im zuvor erwähnten Video – leicht mit Schnee bedeckten A-50, dann bricht das Video ab.
Ob diese Aufnahmen tatsächlich zeigen, wie das Flugzeug zerstört wurde, kann bislang nicht unabhängig bestätigt werden. Auch der Umfang der Schäden ist unklar, ebenso, ob das Flugzeug noch flugfähig ist.
"Bypol" veröffentlicht Schreiben: Sind mit Drohnen geflogen
Die Partisanengruppe "Bypol" veröffentlichte jedoch auf Telegram ein Schreiben, das einem Bekennerschreiben gleichkommt.
Darin heißt es: "Vor nicht allzu langer Zeit sagte der Diktator seinen Propagandisten noch einmal, dass er die beste Luftverteidigung und Mittel gegen Drohnen habe. Daher sind angeblich alle militärischen Einrichtungen in völliger Sicherheit. Wie die Situation wirklich ist, zeigt das Video, das von der Kampfgruppe der Teilnehmer des Peramoga-Plans übermittelt wurde."
Die Gruppe habe demnach mit zivilen Drohnen auf dem Militärflugplatz Machulischchi Luftaufklärung betrieben. Dabei sei die Drohne nicht nur in den Schutzbereich geflogen, sondern auch in die Nähe des A-50-Aufklärungsflugzeugs – und darauf gelandet, heißt es in der Erklärung.
Das Recherchenetzwerk "Bellingcat" veröffentlichte auf Twitter eine Reihe von Satellitenfotos vom Flugplatz und der A-50.
Ein Satellitenbild vom 28. Februar – also zwei Tage nach der mutmaßlichen Attacke – zeigt ein Flugzeug, das einer A-50 ähnlichsieht. Zu erkennen seien "dunkle Muster" auf den Flügeln. Verglichen mit einem Foto vom 19. Februar scheint es Unterschiede in den Farben der Flügel zu geben. Dies könne laut "Bellingcat" aber auf Schneefall zurückzuführen sein. Ein Beweis für einen Drohnenangriff sei dies nicht.
Weitere Satellitenfotos zeigen nach Angaben des Recherchenetzwerks, dass das Flugzeug verschoben wurde.
Die Videos, die den Drohnenangriff zeigen sollen, decken sich aber mit den Satellitenbildern. Die Position des Flugzeugs stimme mit den Satellitenbildern vom 28. Februar überein, so "Bellingcat" weiter.
Eine Unstimmigkeit ist aber, dass die Satellitenfotos zeigen, dass auf der Radarkuppel des Flugzeugs kein Schnee liegt. Auf den Videos, die bei Twitter veröffentlicht wurden und die Explosion zeigen sollen, ist aber Schnee zu sehen.
Von russischer Seite gibt es bislang keine Äußerungen zu den Berichten.
Genutzte Quellen: Nachrichtenagentur AFP, "Bellingcat", "Bypol" auf Telegram