Besorgnis über Satellitenstart Nordkorea provoziert wieder

Nordkoreas neue Führung will Stärke demonstrieren. Zum 100. Geburtstag von Ex-Staatschef Kim Il Sung soll ein neuer Satellit ins All geschossen werden. Ein verdeckter Raketentest?

Nach Zugeständnissen im Streit um seine Atom- und Raketenprogramme hat Nordkorea überraschend den Start eines neuen Satelliten angekündigt. Die Trägerrakete mit dem "einsatzfähigen" Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyongsong-3 solle zwischen dem 12. und 16. April ins All geschossen werden, berichteten die staatlichen Medien am Freitag unter Berufung auf das Komitee für Weltraumtechnologie. Der Start diene friedlichen Zwecken. Nach Meinung Südkoreas und der USA würde das kommunistische Land im Falle eines Starts gegen eine Resolution des Weltsicherheitsrats verstoßen. Auch Russland zeigte sich besorgt.

Der bisher letzte Start einer mehrstufigen Rakete in dem verarmten, aber hochgerüsteten Staat vor drei Jahren hatte weltweit scharfe Kritik ausgelöst. Pjöngjang hatte von einem "experimentellen Fernmeldesatelliten" gesprochen. Aus Sicht der USA, Südkoreas und Japans wollte Nordkorea jedoch unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts die Technologie für eine militärische Langstreckenrakete erproben.

Ende Februar hatte Nordkorea nach Gesprächen mit den USA unter anderem angekündigt, vorerst keine Atomversuche und Tests von Langstreckenraketen durchzuführen. Im Gegenzug hatten die USA die Lieferung von mindestens 240 000 Tonnen Nahrungsmitteln zugesagt.

Demonstration von Stärke

Mit dem jetzt angekündigten Satellitenstart solle auch der 100. Geburtstag des früheren Staatschefs Kim Il Sung gefeiert werden, wurde ein Sprecher des Komitees in Pjöngjang zitiert. Der Geburtstag des in Nordkorea als "ewiger Präsident" verehrten Diktators, der 1994 gestorben ist, fällt auf den 15. April. Das Regime hatte 2012 als den Beginn der Ära einer "wohlhabenden und starken Nation" erklärt.

Mit dem geplanten Satellitenstart will Nordkorea deshalb nach Ansicht von Beobachtern nicht nur Stärke gegenüber den USA demonstrieren, sondern auch nach innen zeigen, dass das Regime unter dem jungen Machthaber Kim Jong Un stabil sei. Der Enkel Kim Il Sungs und Sohn des langjährigen Alleinherrschers Kim Jong Il war nach dem Tod seines Vaters im Dezember zum neuen Machthaber ausgerufen worden.

US-Außenministerin Hillary Clinton kritisierte die Ankündigung Nordkoreas als "äußerst provokativ". Die Resolutionen 1718 und 1874 des UN-Sicherheitsrats untersagten Nordkorea Raketenstarts unter Anwendung der "Technologie für ballistische Raketen", erklärte sie in Washington. Außerdem sei das Vorhaben unvereinbar mit der jüngsten Ankündigung Nordkoreas, keine Langstreckenraketen zu starten. Südkorea sieht in einem Satellitenstart "eine höchst provokative Handlung, die Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und in Nordostasien bedroht", wie das Außenministerium in Seoul erklärte.

Innerhalb der Vorschriften?

Russland forderte von seinem Nachbarn Nordkorea Einzelheiten über den geplanten Start. "Eine ballistische Rakete ist eine Art kosmischer Lastwagen, und man sollte fragen dürfen, was dieser Lastwagen transportiert", sagte der Vizevorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Andrej Klimow, laut Agentur Interfax.

Das Komitee in Pjöngjang versicherte, Nordkorea werde sich bei dem Vorhaben an internationale Vorschriften halten. Der Satellit werde mittels der Trägerrakete Unha-3 von einer Startrampe in der westlichen Provinz Nord-Pyongan aus auf eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Die Rampe liegt nahe der Grenze zu China.

DPA
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