Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Warnungen vor einem russischen Einmarsch kurz vor Kriegsbeginn laut US-Präsident Joe Biden ignoriert. Es habe "keinen Zweifel" daran gegeben, dass Russland "über die Grenze gehen" würde, sagte Biden bei einer Veranstaltung in Los Angeles am Freitag. "Selenskyj wollte das nicht hören, und viele andere auch nicht."
"Ich weiß, dass viele Leute dachten, ich würde übertreiben", sagte er mit Blick auf US-Warnungen vor einem möglichen russischen Angriff. Die US-Regierung habe jedoch Daten gehabt, die ihre Einschätzung stützten.
USA hatten vor einem Einmarsch gewarnt
Die USA hatten lange vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar vor einem entsprechenden Schritt gewarnt. Bei einigen europäischen Staaten stießen die Äußerungen damals auf Unglauben und sogar Kritik. Einige Länder warfen Washington Alarmismus vor.
Joe Biden verurteilt Sturm aufs Kapitol
Biden äußerte sich auch zu der Erstürmung des Kapitols. Fast anderthalb Jahre danach stellen Ex-Präsident Donald Trump und seine Anhänger nach seiner Ansicht noch immer eine Gefahr für die Demokratie in den USA dar. Biden sagte, die selben "Kräfte", die am 6. Januar 2021 die Ausschreitungen in Washington ausgelöst hätten, seien "noch heute am Werk".
Eskalation in Washington: Der Sturm auf das Kapitol in Bildern

"Der Aufstand vom 6. Januar ist eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte unseres Landes", fügte Biden hinzu. Der Sturm auf das Kongressgebäude sei ein "brutaler Angriff auf unsere Demokratie" und die Rechtsstaatlichkeit gewesen. Biden forderte seine Landsleute daher auf, "unsere Demokratie zu schützen". Der Kampf um die Seele des Landes sei "noch lange nicht gewonnen".
Am 6. Januar 2021 hatten hunderte radikale Trump-Anhänger das Kapitol erstürmt, als dort Bidens Sieg bei der Präsidentschaftswahl vom November 2020 zertifiziert werden sollte. Die Ausschreitungen mit fünf Toten sorgten weltweit für Entsetzen.
Am Donnerstag hatte der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung bei seiner ersten öffentlichen Anhörung Trump für die Ereignisse verantwortlich gemacht. Trump habe die Demonstranten zu den Ausschreitungen "angestachelt", sagte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson bei der Vorstellung der ersten Ermittlungsergebnisse. Die Kapitol-Erstürmung sei "der Höhepunkt eines Putschversuchs" gewesen.