Die syrischen Rebellen haben eine "Schlacht zur Befreiung" von Damaskus angekündigt. Diese Schlacht habe nun begonnen, sagte ein Sprecher der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) über den Internet-Telefondienst Skype der Nachrichtenagentur AFP in Beirut. Die Armee reagierte nach Angaben von Aktivisten, indem sie Viertel der Hauptstadt mit Panzern beschoss und erstmals in Damaskus auch Kampfhubschrauber einsetzte. Der Syrien-Sonderbeauftragte Kofi Annan forderte den UN-Sicherheitsrat angesichts des blutigen Konflikts in dem Land zum umgehenden Handeln auf.
"Die Kämpfe in der Hauptstadt werden nicht aufhören. Wir werden den Sieg erlangen", sagte der Offizier Kassem Saadeddin. "Wir haben die Schlacht von der Provinz in die Hauptstadt verlegt." Die Aufständischen hätten "einen klaren Plan, wie wir Damaskus unter unsere Kontrolle bringen." Die FSA-Kämpfer verfügten über leichte Waffen, aber die seien für diesen Plan ausreichend. "Machen Sie sich auf Überraschungen gefasst", sagte der Offizier. Am späten Montag hatten die Aufständischen ihre landesweite Offensive unter dem Namen "Vulkan von Damaskus und Erdbeben von Syrien" ausgerufen.
Die Offensive sei der "erste strategische Schritt" zum zivilen Ungehorsam in ganz Syrien, erklärte die FSA. Ein Aktivist bezeichnete die Entwicklung als "Wendepunkt" in dem seit März 2011 andauernden Aufstand gegen Staatschef Baschar al Assad. Auf Internetvideos war zu sehen, wie Kämpfer hinter Barrikaden Panzerabwehrraketen abfeuerten. Viele Menschen flohen aus den umkämpften Vierteln.
Russland und China blockieren Resolution
Wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, nahm die Armee in der Nacht das Viertel Kabun im Osten der Hauptstadt unter Beschuss. Gefechte gab es demnach auch in den Stadtteilen Assali, Hadschar und al-Aswad. Nach Angaben von Anwohnern waren sogar im Zentrum selbst Schüsse zu hören, etwa auf dem Sabaa-Bahrat-Platz, wo die Zentralbank ihren Sitz hat. Bei den Kämpfen habe die Armee Panzer und erstmals auch Helikopter eingesetzt. Die Aufständischen brachten nach Angaben der Beobachtungsstelle die Stadt Talbisse an der Grenze zum Libanon unter ihre Kontrolle.
Der UN-Sicherheitsrat müsse deutlich machen, dass die Lage in Syrien "inakzeptabel" sei, sagte Annan nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte nach dem Gespräch, er sehe "keinen Grund", warum es im Sicherheitsrat keine Einigung geben solle. Moskau sei dazu bereit.
Russland blockiert zusammen mit China bislang eine schlagkräftige Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen die syrische Regierung. Das Gremium soll am Freitag die Verlängerung einer Mission von rund 300 UN-Beobachtern des Konflikts in Syrien beschließen. Lawrow hatte dem Westen am Montag "Erpressung" vorgeworfen. Nach seinen Angaben steht die Drohung im Raum, eine Verlängerung des Mandats für die Beobachtermission zu verhindern, sollte Russland die Androhung von Sanktionen gegen Syrien nicht unterstützen.
Unterdessen warnte Syriens früherer Botschafter in Bagdad, Nawaf Fares, vor dem Einsatz chemischer Waffen durch die Regierung. Er sei überzeugt, dass Assad bereit sei, "das gesamte syrische Volk auszulöschen", um an der Macht zu bleiben, sagte Fares dem britischen Sender BBC. Sollte er weiter in die Enge gedrängt werden, könnte er auch Chemiewaffen verwenden, sagte Fares, der sich kürzlich von Bagdad nach Katar abgesetzt hatte.
In einer vorherigen Version dieses Artikels hieß es irrtümlicherweise in der Überschrift, nicht die Armee, sondern die Rebellen würden Kampfhubschrauber einsetzen. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.