Der gefasste irakische Ex-Diktator Saddam Hussein verdient nach den Worten von US-Präsident George W. Bush die Todesstrafe. Das sagte Bush in einem Interview mit dem US- Fernsehsender ABC, das am Dienstagabend ausgestrahlt wurde. "Wenn Saddam nicht zum Tode verurteilt wird, wären Sie dann enttäuscht?" frage Interviewerin Diane Sawyer. "Ich finde, er verdient die ultimative Strafe", antwortete Bush. "Er ist ein Folterer, ein Mörder, ein abscheulicher Tyrann ... Aber über (die Strafe) entscheidet nicht der US-Präsident, sondern das irakische Volk." Amerikaner werden an dem Prozess nach Angaben von Bush nicht beteiligt sein.
CIA leitet Saddams Verhör
Das Verhör von Saddam Husseins wird jedoch von Agenten des US-Geheimdienstes CIA geleitet. Die CIA bestimme die Fragen und entscheide, wie mit den Informationen, die Saddam möglicherweise preisgebe, umgegangen werde, sagte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Er halte es für möglich, dass Saddam etwa Verstecke illegaler Waffen nennen könnte. "Ich kann mir fast alles vorstellen", sagte Rumsfeld auf eine entsprechende Frage. Die USA hatten vermeintliche Massenvernichtungswaffen im Irak als Hauptgrund für den Krieg genannt. Bislang sind jedoch keine biologischen oder chemischen Waffen gefunden worden.
Keine Reue
Hussein selbst zeigt keine Reue. Nach Angaben eines Mitglieds des irakischen Regierungsrats, das Saddam am Sonntagabend (24 Stunden nach seiner Festnahme) sehen durfte, beschimpfte der wütende Ex- Diktator die Besucher und verteidigte seine Handlungen.
Zur Verteidigung Husseins bereit erklärt hat sich auch der französische Anwalt des früheren irakischen Außenministers Tarik Asis. Dies sagte der vor allem in der Verteidigung von Terroristen und Politikern erfahrene Jacques Vergès am Mittwoch in Paris. Vor zehn Tagen habe die Familie von Asis ihn gebeten, im Prozess an der Seite des einstigen Saddam-Vertrauten zu stehen. Vergès war unter anderem Anwalt des ehemaligen Gestapo-Chefs in Lyon, Klaus Barbie, des jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic sowie von Klaus Croissant, Ex-Anwalt der Rote Armee Fraktion.
"Hast Du selbst jemals gekämpft?"
In einem Interview der arabischen Zeitung "Al-Hayat" (Dienstagsausgabe) sagte das irakische Regierungsratmitglied Muwaffak el Rabai, auf die Frage an Saddam, weshalb er bei der Festnahme nicht auf die Amerikaner geschossen habe, habe dieser nur geantwortet: "Hast Du selbst jemals gekämpft?". Außerdem habe Saddam die Invasion in Kuwait von 1990 verteidigt und auf "Iraks historischen Anspruch auf Kuwait" verwiesen. Auf den Gasangriff gegen die Kurden in Halabscha angesprochen, bei dem Tausende ums Leben kamen, habe er erklärt: "Das waren die Iraner." Zu den Massengräbern sagte Saddam laut El Rabai, die Getöteten seien "Diebe" gewesen.
US-Truppen haben im Irak nach eigenen Angaben eine Terrorzelle zerschlagen. Dabei sei auch ein Geldgeber der Anschläge gegen amerikanische und andere ausländische Soldaten gefasst worden, sagte Major Jocelyn Anerle dem US-Sender CNN am Dienstag. Der Mann sei Mitglied von Saddams Fedajin-Miliz gewesen, habe aber nicht auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker gestanden. Anerle bezeichnete die Position des Mannes als "mittleres Management".
Razzien in Samarra
Bei den Razzien in der Nähe der Stadt Samarra zwischen Bagdad und Tikrit seien zudem 73 "Männer im wehrfähigen Alter" festgenommen worden. Sie seien in einem Haus bei einer Versammlung überrascht worden. "Wir glauben, dass wir eine mögliche Terrorzelle zerschlagen haben", sagte Anerle. Unter anderem seien mehr als 80 Kilogramm Schießpulver sowie zahlreiche Waffen und Munition sichergestellt worden.
Kofi Annan fordert neuen Anfang
UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte die Iraker und die Besatzungsmacht USA auf, Klarheit über die von den UN erwartete Rolle zu schaffen. Die Gefangennahme Saddam Husseins sei eine günstige Gelegenheit, für einen "neuen Anfang" im Irak.
Der Außenminister des provisorischen irakischen Regierungsrates, Hoschiar Sibari, rief die UN zur umfassenden Hilfe für sein Land auf. Die Mitglieder des Sicherheitsrates müssten ihre Differenzen überwinden, forderte er am Dienstag bei einem Treffen des Gremiums in New York.
Schuldenerlass und Umschuldung
Deutschland und Frankreich sind bereit, dem Irak einen "substanziellen" Teil der Schulden zu erlassen und einen anderen umzuschulden. Das teilte Regierungssprecher Béla Anda nach einem Gespräch des US-Sonderbeauftragten für den Irak, James Baker, mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin mit. Baker hatte zuvor bereits mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac über eine Reduzierung der irakischen Schuldenlast beraten.
Auch die Haltung Deutschlands bei der Vergabe von Aufträgen zum Wiederaufbau des Irak sei in den Gesprächen mit Baker klar zum Ausdruck gekommen. Der Irak schuldet Frankreich rund drei Milliarden Dollar, bei Deutschland sind es etwa 4,4 Milliarden Dollar. Iraks Auslandsschulden werden auf rund 120 Milliarden Dollar geschätzt.