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Ukraine-Krieg Nach Desaster zu Kriegsbeginn: Experte erklärt, warum Putin immer mehr Erfolge feiert

Foto: Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/dpa
Sehen Sie im Video: Nach Rückschlägen zu Kriegsbeginn – warum feiert Putin nun so viele Erfolge?














Gernot Kramper (stern) Er vermeidet alle anspruchsvollen Operationen, die ja bisher nicht geklappt haben. / Nachdem die Russen sowohl vor Charkow wie auch vor Kiew nicht vorangekommen sind, haben sie die Fähigkeit gehabt, richtig die Notbremse zu ziehen. // Dazu hat die Ukraine bis jetzt kein Rezept gefunden.


Hendrik Holdmann (stern) Russland scheint nach Rückschlägen zu Kriegsbeginn – auch mit erheblichen Verlusten, zumindest teilweise – jetzt wieder die Oberhand zu haben. Wie hat Putin das genau geschafft? Welche Hebel hat er in Bewegung gesetzt?


Gernot Kramper (stern) Man muss ja sagen, der ganze Angriff auf die Ukraine ist ja von so einer eklatanten Fehleinschätzung politischer, psychologischer und militärischer Art auf russischer Seite begegnet gewesen, dass man, da muss man vorweg mal sagen, also so unabhängig unserer Standpunkt gegenüber dieser Aggression ist, dass militärisch – wird das in die Geschichte eingehen als Beispiel, wie man es ganz und gar nicht machen sollte, als großer Fehlschlag. Umgekehrt muss man aber sagen: Nachdem die Russen sowohl vor Charkow wie auch vor Kiew nicht vorangekommen sind, haben sie die Fähigkeit gehabt, richtig die Notbremse zu ziehen und vollkommen umzudisponieren. Das ist ja auch im Kopf eine große Fähigkeit, zu erkennen, das was ich eigentlich vorgehabt hat – oder von Putin – das, was ich eigentlich vorgehabt habe. Das ist alles schiefgegangen. Mein Super-Militär, an dem ich mich so erfreut habe, wird hier zusammengeschossen, erreicht nicht die Erfolge. Ich habe große Verluste und die meisten neigen dann ja dazu, praktisch zu sagen: Nee, weiter so. Wir stopfen einfach mehr Material rein. Und man muss sagen, die Russen haben praktisch tatsächlich eine totale Trendumkehr gegeben. Sie sind von Charkow und Kiew zurückgegangen. Das ist ja auch eine psychologische Leistung. Da hast du jetzt ungeheuer viel Soldaten verloren und ähnliches. Und das ist ja irgendwie eine Niederlage. So, das kriegt man ja nicht wegdiskutiert und haben sich vollständig auf den Donbass konzentriert. Da haben sie bessere Nachschublinien, da haben sie auch mehr Sympathie in der Bevölkerung und es ist eine sehr viel kleinere Frontlänge. Das ist ja ganz entscheidend. Weil beide Seiten setzen im Vergleich zu den Kriegen des Zweiten Weltkrieges auf den Kilometer sehr wenig Soldaten ein, vor allen Dingen für die Städte. Das ist nicht so, dass da an jeder Ecke ein Checkpoint ist oder so, sondern da sind auch ungeheuer viel leere Räume. Und das hat sich jetzt alles mehr konzentriert. Und da muss man sagen, dass der russische Oberbefehlshaber – der macht seine Sache ja gut. Und er vermeidet alle anspruchsvollen Operationen, die ja bisher nicht geklappt haben und versucht es möglichst dem Gegner keine Möglichkeit zu geben. Die rücken, um das mal so platt zu sagen, die rücken lieber in der Woche 500 Meter vor, als dass sie auf die Nase fallen und fünf Kilometer vor vorrücken. Das ist ja wirklich ein Krieg im Schneckentempo. Das klappt nicht immer. Wir haben ja auch diese Bilder gesehen von den Fluss-Überquerungen im Norden, also die für die russische Seite sehr verlustreich waren. Aber im Großen und Ganzen klappt das. Vor allen Dingen, weil die Front sich ganz langsam bewegt und der Gegner nonstop mit Artillerie bearbeitet wird. Und dazu hat die Ukraine bis jetzt kein Rezept gefunden und da es auch schwer in der Tat ein Rezept zu finden.

Die ersten Wochen des Ukraine-Kriegs waren für Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin ein Desaster. Mit veränderter Strategie gewinnt er nun aber wieder die Oberhand. Wie hat Putin das geschafft? stern-Experte Gernot Kramper mit Einschätzungen.
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