Nachdem Angela Merkel bei Donald Trump in Washington zu Besuch war, ging ein Bild um die Welt, das sowohl Verwunderung als auch Spott auslöste. Da saß also die Kanzlerin in großer Runde mit Wirtschaftsdelegierten aus Deutschland und den USA direkt neben Ivanka Trump, der Tochter des US-Präsidenten. Warum genau, wusste möglicherweise auch Merkel nicht, jedenfalls musterte sie die 35-Jährige neugierig wie irritiert von der Seite. Einer der ironischen Kommentare dazu lautete: "Sie sehen hier die mächtigste Frau der Welt, Doktorin der Physik, neben einer Handtaschendesignerin." Jetzt, zehn Tage nach der Begegnung, lässt sich Ivankas Anwesenheit auf dem Spitzentreffen besser erklären.
Denn seit Mittwochabend ist klar, was bereits viele geahnt haben: Ivanka Trump ist nun ganz offiziell Angestellte des Weißen Hauses. Unbezahlt wie sie selbst betont. Künftig fungiert sie als Beraterin des US-Präsidenten, also ihres Vaters. "Ich habe die Bedenken gehört, die einige mit meiner Beratertätigkeit für den Präsidenten in persönlicher Funktion haben, wobei ich freiwillig alle ethischen Regeln befolge. Stattdessen werde ich als unbezahlte Angestellte arbeiten nach all den Regeln, die für andere Bundesbediensteten gelten", so die Unternehmerin.

Donald Trump wollte keine Familie in der Regierung
Ivanka Trumps Rolle ist ungewöhnlich. Dass Staats- oder Regierungschefs demokratisch nicht legitimierte Familienmitglieder ohne offizielles Amt in die Regierungsgeschäfte einbeziehen, ist in westlichen Demokratien unüblich. Bereits in der vergangenen Woche hatte es Irritationen darüber gegeben, dass Ivanka Trump eigene Büroräume im West-Flügel des Weißen Hauses bekommen hatte - und damit auch Zugang zu als geheim geltenden Informationen.
Noch im November vergangenen Jahres, kurz nach Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, hatte sie in einem Fernsehinterview ausgeschlossen, eine offizielle Funktion im Weißen Haus zu übernehmen. Auch Trump selbst hatte es eigentlich bereits abgelehnt, Familienangehörige zu Regierungsmitgliedern machen zu wollen. Offenbar hat er es sich mittlerweile anders überlegt. Seine Tochter Ivanka war während des Wahlkampfs einer seiner engsten Beraterinnen, manche Beobachter glauben sogar, sie sei die einzige Person, von der er sich überhaupt etwas sagen lasse.
Auch Ivankas Mann berät den Präsidenten
Auch Ivankas Ehemann Jared Kushner sitzt dem US-Staatsoberhaupt bereits beratend zur Seite. Wie auch seine Gattin hat er Donald Trump im Wahlkampf unterstützt. Vor einigen Tagen wurde er mit der Leitung einer neuen Regierungsstelle zum Abbau von Bürokratie beauftragt. Auch dem 36-Jährigen wird ein weitreichender Einfluss auf die Innen- und Außenpolitik Trumps zugesprochen. Kushner ist zudem in dem intensiven wie umstrittenen Austausch von Trumps Team mit Russland involviert, das die US-Präsidentschaft belastet. Zuletzt wurde bekannt, dass der Schwiegersohn mehrfach mit Vertretern einer russischen Staatsbank getroffen habe, was ein Kreml-Sprecher als "Alltagsgeschäft" bezeichnete.
Schon nach Kushners Einzug ins Weiße Haus wurde der Vorwurf von Vetternwirtschaft laut, mit der Berufung von Ivanka zur Beraterin keimen sie erneut auf. Ein entsprechendes Gesetz von 1967 verbietet eigentlich die Beschäftigung von Familienangehörigen in der US-Regierung - allerdings unter der Voraussetzung, dass sie für ihre Tätigkeit entlohnt werden, was laut Ivanka Trump nicht der Fall sei. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Auch wenn ihre Beschäftigung rechtlich in Ordnung ist, drängt sich der Eindruck auf, dass das die US-Regierung mehr und mehr zu einer Trumpschen Familienangelegenheit wird. Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil es Donald Trump war, der in der Vergangenheit immer wieder über "Präsidentenfamilien" wie die Bushs und Clintons gelästert hatte.