Gehortete Geheimpapiere "Sehr schädlich": Neue Beweise könnten Trumps Verteidigung in Dokumentenaffäre demontieren

Angeklagt in Georgia wegen versuchter Wahlbeeinflussung: Ex-US-Präsident Donald Trump
Angeklagt in Georgia wegen versuchter Wahlbeeinflussung: Ex-US-Präsident Donald Trump
© Saul Loeb / AFP
Bei den Ermittlungen gegen Donald Trump zur Aufbewahrung von Geheimdokumenten in seinem Privatanwesen sind offenbar neue Beweise aufgetaucht, die den Ex-Präsidenten in arge Bedrängnis bringen könnten.

In der Affäre um den Umgang von Donald Trump mit streng geheimen Unterlagen wächst der Druck auf den Ex-Präsidenten. Das für die Aufbewahrung solcher Dokumente zuständige Nationalarchiv habe Trump darüber informiert, dass es dem Sonderermittler Jack Smith 16 Akten übergeben werde, die zeigen, dass der Republikaner und seine Top-Berater während seiner Amtszeit Kenntnis von der korrekten Freigabe von Dokumenten hatten, berichtet der US-Sender CNN unter Berufung auf mehrere ungenannte Quellen.

"Die 16 fraglichen Aufzeichnungen spiegeln die Kommunikation enger Präsidentenberater wider, teilweise mit Ihnen persönlich, und zwar in Bezug auf die Frage, ob, warum und wie Sie bestimmte Verschlusssachen freigeben sollten", zitiert CNN aus einem Schreiben der Archivarin Debra Steidel Wall vom 16. Mai an Trump.

Sonderermittler prüft Strafverfahren gegen Donald Trump

Die Bundespolizei FBI hatte im August 2022 Trumps Anwesen in Florida durchsucht und dort etwa 100 teilweise streng geheime Dokumente gefunden, die der Ex-Präsident und seinTeam trotz Aufforderung nicht ans Nationalarchiv zurückgegeben hatten. Der vom US-Justizministerium ernannte Sonderermittler Smith versucht festzustellen, wie es dazu kam, dass sich diese Papiere noch in Mar-a-Lago befanden. Er untersucht, ob Trump Maßnahmen ergriff oder anordnete, um die Bemühungen der Regierung zur Sicherstellung aller sensiblen Unterlagen zu unterlaufen und ob es genügend Beweise gibt, ihn wegen Behinderung der Justiz anzuklagen.

Zu Trumps Verteidigungsstrategie in dem Fall gehört die Behauptung, er habe als Präsident kein bestimmtes Verfahren zur Freigabe von Dokumenten einhalten müssen. Der 76-Jährige hat wiederholt erklärt, er habe alle klassifizierten Dokumente automatisch freigeben können und sogar die Macht gehabt, dies mit seinen Gedanken zu tun. Erst vergangene Woche verkündete der Republikaner in einer von CNN veranstalteten Bürgerbefragung im Bundesstaat New Hampshire, dass "sie automatisch freigegeben werden, wenn ich sie mitnehme".

Die nun von Wall angekündigten Akten könnten Trumps Argumentation untergraben und wichtige Beweise dafür liefern, dass der damalige Präsident sich des vorgeschriebenen Freigabeprozesses bewusst war. Sie könnten laut CNN auch Aufschluss über Trumps Absichten geben und zeigen, ob er die Vorschriften zur Deklassifizierung vorsätzlich missachtete, obwohl er sie kannte.

"Es war nie eine rechtlich ernstzunehmende Behauptung, dass Donald Trump Dokumente ohne Verfahren freigeben könnte, wann immer er wollte", kommentierte Noah Bookbinder, ehemaliger Bundesstaatsanwalt und Präsident der Demokratiewächter Citizens for Responsibility and Ethics in Washington, die CNN-Meldung auf Twitter. "Aber Berichte, dass Staatsanwälte Dokumente erhalten haben, die zeigen, dass Trump und seine Berater das tatsächliche Verfahren gut kannten, könnten sehr schädlich sein."

Und der frühere Bundesstaatsanwalt und Kolumnist des US-Magazins "Politico", Renato Mariotti, twitterte: "Jack Smith zielt direkt auf Trumps Verteidigung der 'Deklassifizierung durch bloße Gedanken'. Er hat Aufzeichnungen erhalten, die zeigen, dass Trumps enge Berater über den Freigabeprozess informiert waren." Wenn man den Geschworenen das tatsächlich erforderliche Verfahren zeige, werde es für Trump schwieriger, diese Verteidigungsstrategie zu verwenden.

In dem Schreiben des Nationalarchivs heißt es nach Angaben von CNN, dass die Behörde die Dokumente bis zum 24. Mai an Smith aushändigen werde, "sofern dies nicht durch eine gerichtliche Anordnung untersagt wird". Elie Honig, Rechtsexperte des Senders, hält es für "sehr wahrscheinlich, dass Trump dies vor Gericht anfechten wird, und sehr unwahrscheinlich, dass er sich durchsetzt".

Trump habe wiederholt versucht, Zeugenaussagen und die Übergabe von Dokumenten unter Berufung auf das Exekutivprivileg des US-Präsidenten vor Gericht zu blockieren und "alle diese Fälle verloren", sagte Honig. "Seine Bilanz ist im Grunde genommen null Siege in Bezug auf das Exekutivprivileg, alles Niederlagen. Und wenn er dies anficht, wird er einen weiteren Fall in der Niederlagenspalte haben."

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