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Enthüllungsjournalist Craig Unger Man kennt sich seit 35 Jahren - die lange Geschichte von Donald Trump und der Russen-Mafia

Donald Trump Roy Cohn Ed Koch
Donald Trump, sein Anwalt Roy Cohn (r.) und der damalige Bürgermeister von New York, Ed Koch (M.) 1983 im Trump-Tower.
© Sonia Moskowitz / Picture Alliance
Lange schon wird gemunkelt, dass der Kreml Donald Trump in der Hand hat. Beweise? Fehlanzeige. Auch Craig Unger hat keine, doch sein neues Buch über die Verstrickungen Trumps mit Russland, lassen die Gerüchte sehr glaubwürdig wirken.

"Es gab keine Gespräche mit Russland. Es gab keine Telefonate. Ich habe nicht angerufen und auch keine Anrufe erhalten. Ich war auf keinen Treffen. Es gab keine Nachrichten. Ich habe nichts mit Russland zu tun." Dies ist Donald Trumps Mantra und er wiederholt es ständig, muss es tun, weil der Vorwurf, er sei nur mit Russlands Hilfe US-Präsident geworden, wie Kaugummi an ihm klebt. Sollte Trump mit seinen Beteuerungen die letzten zwei, drei Jahre meinen, hat er vielleicht sogar recht - wenn nicht, dann ganz und gar nicht, wie Autor Craig Unger eindrücklich auf 430 Buchseiten belegt.

59 Trump-Freunde mit Russland-Verbindugen

Es gibt eine Kurzform seiner umfangreichen Recherche, sie findet sich am Ende von "Trump in Putins Hand. Die wahre Geschichte von Donald Trump und der russischen Mafia". Dort listet der New Yorker Journalist säuberlich 59 (zumeist russische) Namen auf, die in irgendeiner Form mit Trump und seiner Familie verbandelt waren. Einige aufs Engste, wie Michael Cohen, Trumps Ex-Anwalt und persönlicher Ausputzer. Promis sind darunter wie Roman Abramowitsch, Milliardär und Putin-Vertrauter. Und weniger bekannte, aber einflussreiche, wie Juri Dubinin, ehemaliger sowjetischer Botschafter bei den Vereinten Nationen.

Der Autor des Buchs, das zeitgleich mit Bob Woodwards "Angst - Trump im Weißen Haus" am 11. September erscheint, hat bereits vor Jahren für ein Werk über die Bush-Familie intensiv über das organisierte Verbrechen Russlands recherchiert - was man beim Lesen merkt: Jeder Satz eine Information, was bei den schier unüberschaubaren Verflechtungen, die den US-Präsidenten mit Russland, russischen Gangstern und russischen Politikern verbindet, schnell erschlagend wirkt. Und doch lohnt sich der genaue Blick. Denn Unger zeigt einen gewissenlosen Geschäftsmann, der ohne mit der Wimper zu zucken, russischen Mafiosi die Möglichkeit gibt, bei ihm ihr illegales Geld in legales zu verwandeln.

Trump und seine Mafia-Verbindungen

Der Vorwurf der Geldwäsche ist der zentrale Punkt in dem Buch, das anders als Woodwards "Angst" oder Michael Wolffs "Feuer und Zorn" nur wenig saftigen Politklatsch und –tratsch bietet. Dafür lesen sich Ungers Ausführungen wie ein Kompendium der New Yorker Unterwelt - und mittendrin der ehrgeizige Bauunternehmer und Multimillionenerbe Donald Trump. Dass der jetzige US-Präsident mehr oder weniger direkte Kontakte zur Mafia unterhielt, ist schon länger bekannt. Lange war es in New York kaum möglich, ohne Verbindungen zum organisierten Verbrechen auch nur eine Mauer hochzuziehen. In Trumps Fall half ihm der Mafia-Anwalt Roy Cohn, der mit seinem Einfluss dafür sorgte, dass Trump der Beton nicht ausging.

Der Bauunternehmer war Anfang der 80er Jahre einer der ganz wenigen Immobilienbesitzer, der es ermöglichte, Geschäfte über Briefkastenfirmen abzuwickeln. Also de facto schwarz. So verkaufte er in seinem ersten Wolkenkratzer, dem Trump-Tower, reihenweise Apartments an Leute wie etwa David Bogatin, der gleich fünf auf einen Schlag erstand.Für insgesamt sechs Millionen Dollar, nach heutigem Wert fast 15 Millionen Dollar. Der Mann russischer Herkunft hatte ein Vermögen mit Benzinsteuerbetrug gemacht. Trump, so Unger, habe Bogatin sogar persönlich die Wohnungsschlüssel übergeben. "Laut dem Büro des Staatsanwalts des Bundesstaats New York bedeutet das, dass Trump, als er den Deal mit David Bogatin abschloss, der russischen Mafia geholfen hat, Geld zu waschen, sei es wissentlich oder unwissentlich", schreibt Unger. 

Stellte Bogatin den Erstkontakt her?

Der Autor geht noch weiter und mutmaßt, dass dieser Deal "eine erste Kontaktaufnahme durch einen sowjetischen Geheimdienst gewesen sein könnte", mit dem Ziel herauszufinden, ob sich Trump als potenzielles "Asset" tauge, also als "ein Agent, der die öffentliche Meinung beeinflussen kann", wie Unger schreibt - ob wissentlich oder als nützlicher Idiot. Das Vorgehen sei für den KGB nicht unüblich gewesen und das Gerücht, dass Trump gezielt und über viele Jahre von den Sowjets beziehungsweise den Russen aufgebaut worden war, hält sich hartnäckig. Auffällig ist auf jeden Fall, wie oft Russen den Weg des Immobilienmoguls gekreuzt haben. Zum Beispiel Felix Sater, der später damit geprahlt hat, ein wichtiger Berater Donald Trumps zu sein.

"Trump in Putins Hand"

"Die wahre Geschichte von Donald Trump und der russischen Mafia" von Craig Unger ist bei Econ erschienen, hat 430 Seiten und kostet 22 Euro.

Sater, gebürtiger Russe, war einst Laufbursche von Semjon Mogilewitsch, einen gebürtigen Ukrainer, der als gefürchtetster Boss im organisierten Verbrechen gilt. Sogar am Verkauf von Nuklearmaterial an Terroristen soll er beteiligt gewesen sein. Sein Lakaie Felix jedenfalls gehört zu diesen speziellen Figuren, die wohl nur im Biotop der New Yorker Halb- und Unterwelt gedeihen. Sein Vater soll Geschäfte mit italienischen Mafia der Stadt gemacht haben, sein Freund aus Kindertagen ist Michael Cohen – Trumps späterer Anwalt und Ausputzer, der nach jahrelanger Arbeit für den US-Präsidenten mittlerweile die Seiten gewechselt hat. Cohens Onkel wiederum hatte in Brooklyn ein Lokal, in dem sich italienische und russische Gangster die Klinke in die Hand gaben. Mit mehr oder weniger krummen Geschäften scheffelte Cohen so viel Geld, dass er für fast 18 Millionen Dollar ebenfalls Apartments in den Trump-Wolkenkratzern kaufen konnte. Neun an der Zahl. So lernten sich beiden kennen.

Nichts scheint mehr unmöglich

Wie verwerflich Trumps Verbindungen zu russischen "Geschäftsleuten" wirklich sind oder waren, wird vermutlich die Untersuchung des US-Sonderermittlers Robert Mueller zeigen. Figuren wie Cohen und Sater haben bereits ihre Zusammenarbeit mit dem FBI zugesagt. Genaueso wie Allen Weisselberg, langjähriger Finanzvorstand der Trump-Organisation und intimster Kenner von Trumps Geschäftsgebaren. Möglicherweise findet Robert Mueller auch heraus, ob und welche Absprachen es von Trumps Wahlkampfteam mit Russland gegeben hat. Nach der Lektüre von Ungers "Die wahre Geschichte von Donald Trump und der russischen Mafia" jedenfalls scheint nichts mehr unmöglich. Nicht einmal die Vorstellung, dass der US-Präsident tatsächlich nur eine Marionette des Kremls ist.

fin

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