Der unter Korruptionsverdacht stehende frühere kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader ist von Österreich an sein Heimatland ausgeliefert worden. Kroatische Fernsehsender berichteten live, als Sanader am Montagabend in einem Autokorso die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien passierte. Später sei er in einem Gefängnis in Zagreb eingetroffen.
Unter großem Sicherheitsaufgebot wurde Sanader von Salzburg aus über Slowenien in seine Heimat gefahren. Am Grenzübergang Bregana nahmen die kroatischen Behörden den früheren Regierungschef in Gewahrsam. Der 58-jährige Sanader war im Dezember in Österreich festgenommen worden, nachdem er per Haftbefehl gesucht worden war. Die österreichische Justiz hatte seiner Auslieferung in der vergangenen Woche stattgegeben.
Sanader weist jegliche Vorwürfe zurück
In Kroatien wird Sanader Korruption und Machtmissbrauch vorgeworfen. Über Staatsunternehmen soll er Millionensummen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, auch Parteifreunde sollen unterschlagenes Geld erhalten haben. Weiterhin soll Sanader Bestechungsgelder vom ungarischen Energieriesen MOL angenommen haben. Während der Ermittlungen wird er zunächst mindestens einen Monat in Untersuchungshaft verbringen und für Befragungen zur Verfügung stehen müssen. Sanader weist die Vorwürfe zurück und sieht sich als Opfer einer politischen Kampagne seiner Nachfolgerin Jadranka Kosor.
Sanader wurde 2003 erstmals zum Regierungschef gewählt und 2007 für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Im Juli 2009 trat er überraschend zurück. Die Regierung in Zagreb verstärkte zuletzt ihren Kampf gegen Korruption. Das Land strebt einen EU-Beitritt an. Der Kampf der Behörden gegen Korruption wird von der Europäischen Union daher genau verfolgt.