Nukleares Risiko Früherer US-Sicherheitsberater Bolton warnt vor Atomwaffen im Besitz der Taliban

John Bolton war mal Donald Trumps Nationaler Sicherheitsberater
John Bolton war mal Donald Trumps Nationaler Sicherheitsberater
© Patrick Semansky / DPA
John Bolton, der unter Trump Nationaler Sicherheitsberater war, hält nichts vom Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Ein Grund: Er sieht die Gefahr, dass die Taliban in den Besitz von Atomwaffen gelangen.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat der frühere Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, vor einem Griff der Taliban nach Atomwaffen gewarnt. "In Afghanistan drohen neue nukleare Risiken, nicht morgen oder in 30 Tagen, aber mittelfristig", sagte Bolton den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Donnerstagsausgaben). Er verwies dabei auf Afghanistans Nachbarstaaten Pakistan und Iran, die beide Nuklearprogramme haben.

"In Afghanistan ging es nie nur um Afghanistan", sagte Bolton den Zeitungen. Die Präsenz der USA in dem Land habe immer auch dazu gedient, Informationen aus den zwei "problematischen Nachbarländern" mit Nuklearprogrammen zu sammeln. "Unsere Fähigkeit, die Region zu durchleuchten, wird jetzt durch den Abzug reduziert."

Taliban waren schon früher an Atomwaffen interessiert

Dass auch die Taliban an Atomwaffen interessiert seien, wisse die US-Regierung bereits seit 2001. "Wir dürfen jetzt bitte nicht naiv sein", forderte Bolton. "Die haben sich doch nicht 20 Jahre lang mühsam versteckt, um jetzt zu sagen: Okay, nun ist ein guter Moment gekommen, um unsere Grundsätze aufzugeben."

Scharfe Kritik übte der frühere Sicherheitsberater an US-Präsident Joe Biden. "Die Wirren in Kabul haben sein Ansehen als außenpolitisch besonders engagierter und versierter Präsident beschädigt", sagte er dem RND. Eben noch habe der Präsident von einem Bündnis aller Menschen gesprochen, denen die Freiheit wichtig sei. "Und dann schubst er die Afghanen unter den Bus."

Bolton war gegen Trumps Afghanistan-Pläne

Bolton war bis zu seinem Rücktritt im September 2019 Sicherheitsberater des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Zu den Rücktrittsgründen zählte ein Streit um Afghanistan: Trump war für, Bolton gegen den Abzug der US-Truppen. Der heute 72-Jährige diente als außenpolitischer Experte auch den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, George Bush und George W. Bush.  

Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten arbeiten seitdem mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen.

AFP
tis