Gazprom Gastank Deutschland

Der russische Monopolist Gazprom hat in Deutschland zusätzliche Gasvorräte angelegt, um nach dem Streit mit Weißrussland mögliche Lieferengpässe überbrücken zu können. Gazprom droht Weißrussland damit, den Hahn zuzudrehen, sollte das Land die angekündigten drastischen Preiserhöhungen nicht akzeptieren.

"Es gibt keinen Grund zur Sorge bei den europäischen Verbrauchern", sagte ein Gazprom-Sprecher am Dienstag im russischen Fernsehen. Gazprom drohte Weißrussland damit, den Gashahn zuzudrehen, sollte das Land die angekündigten drastischen Preiserhöhungen nicht akzeptiert. Auch am Dienstag brachten neue Gespräche kein Ergebnis. Deutschland ist der größte Gazprom-Kunde in Europa. Die Leitungen gehen vor allem durch Weißrussland und die Ukraine.

In Branchenkreisen hieß es, Gazprom habe im deutschen Lager Rheden viel größere Reserven angelegt als im vergangenen Jahr. Rheden ist der größte Gasspeicher von Wingas, dem Gemeinschaftsunternehmen von Gazprom und dem deutschen Chemiekonzern BASF. Dort können bis zu vier Milliarden Kubikmeter Gas gelagert werden, was knapp fünf Prozent des jährlichen Verbrauchs in Deutschland entspricht. So könne mehrere Wochen vertragsgemäß in Europa Gas geliefert werden, auch wenn im schlimmsten Fall der Transport durch die Pipelines in Weißrussland eingeschränkt würde, hieß es in den Kreisen. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich dazu nicht.

Riesige Lieferpuffer

Das BASF-Gazprom-Joint-Venture Wingas betreibt auch das österreichische Lager Haidach, wo es nach Informationen aus den Kreisen ebenfalls Vereinbarungen gibt, mehr Gas einzulagern. In Kreisen der deutschen Gasbranche hieß es zudem, Gazprom habe auch mit dem deutschen Verbundnetz Gas verabredet, den Energiestoff einzulagern und die Versorgung im Bedarfsfall auf fünf Millionen Kubikmeter pro Tag zu erhöhen.

Der Streit um russische Gaslieferungen nach Weißrussland hat Befürchtungen ausgelöst, in Deutschland könnte es deshalb zu Versorgungsengpässen kommen. Gazprom hatte Weißrussland am ersten Weihnachtstag ultimativ aufgefordert, von 2007 an rund vier Mal so hohe Gaspreise zu akzeptieren wie bisher und die Kontrolle über seine Pipelines an Gazprom abzugeben. Andernfalls würden die Lieferungen vom Neujahr an eingeschränkt.

Vervierfachung des Preises

Gazprom fordert von Weißrussland ab Jahresbeginn 200 Dollar je 1000 Kubikmeter Gas. Bislang zahlte das Land 47 Dollar. Der Streit erinnert an einen ähnlichen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine im vergangenen Jahr. Damals hatte Gazprom zum Jahreswechsel Gaslieferungen in die Ukraine gedrosselt und damit mitten im Winter auch Versorgungsengpässe in Europa ausgelöst.

Eine neue Gesprächsrunde mit dem weißrussischen Vize-Ministerpräsidenten Wladimir Semaschko seien am Dienstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen, sagte ein Gazprom-Sprecher. Allerdings gebe es weiter Hoffnung, sich doch noch vor Jahresfrist zu einigen. "Wir haben aber immer noch eine Chance, uns vor Neujahr wieder zusammenzusetzen und ein Vereinbarung zu erzielen", sagte der Sprecher.

Die russische Regierung hatte Gazprom erst vergangene Woche Rückendeckung für dessen umstrittene Preispolitik gegeben. Russland hatte Weißrussland bereits vor zwei Jahren vorübergehend den Gashahn zugedreht. Dies hatte auch die russischen Gasexporte nach Deutschland kurzzeitig beeinträchtigt.

Unterdessen zeichnete sich auch bei den Verhandlungen zwischen der Türkei und Georgien über geplante Gaslieferungen im kommenden Jahr keine endgültige Einigung ab. Georgien bezieht den Großteil seiner Gasversorgung von Gazprom, hat sich aber nach politischen Spannungen mit der Regierung in Moskau nach Alternativen umgesehen.

Reuters