Gefechte Kampf um Bagdad wird immer heftiger

Mit schnellen begrenzten Vorstößen nach Bagdad versuchen die US-Truppen die irakische Führung zu destabilisieren. Britische Truppen haben nach eigenen Angaben mit der Eroberung der Stadt Basra begonnen.

Mit schnellen begrenzten Vorstößen nach Bagdad versuchen die US-Truppen seit dem Wochenende den Widerstand der Verteidiger zu testen und die irakische Führung zu destabilisieren. Britische Truppen haben nach eigenen Angaben mit der Eroberung der Stadt Basra im Südirak begonnen. US-Flugzeuge bombardierten laut dem britischen Sender BBC erstmals irrtümlich eine ganze Fahrzeugkolonne mit eigenen Soldaten und Kurden und töteten mindestens 12 Menschen. Die Kämpfe um die irakische Hauptstadt fordern immer mehr Opfer. Allein bei dem US-Vorstoß am Samstag sollen nach Angaben des US-Oberkommandos mehr als 2000 Iraker getötet worden sein.

US-Panzer erneut in Bagdad

Amerikanische Panzer rückten am Sonntag nach Angaben eines britischen Militärsprechers zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden in das Stadtgebiet von Bagdad vor. Dabei ist es offenbar zu heftigen Gefechten mit irakischen Truppen gekommen, bei denen Artillerie und Raketenwerfer im Einsatz gekommen seien, berichteten dpa-Korrespondenten. Zudem gab es Luftangriffe auf das Kampfgebiet. Immer wieder waren auch Schusssalven zu hören.

In das Krankenhaus El Kindi im Stadtzentrum wurden nach Angaben von Augenzeugen viele verletzte Zivilisten gebracht. Sie wurden in Taxis und Privatautos zu dem Hospital gefahren. Nach diesen Berichten gab es bis zum frühen Abend auch viele Tote.

Keine Besetzung Bagdads geplant

Nach Angaben von US-Militärkreisen ist gegenwärtig keine massive Besetzung der Fünf-Millionen-Stadt geplant. Es handele sich lediglich um Aufklärungsvorstöße. Dabei solle dem Regime von Saddam Hussein auch eine Machtdemonstration vor Augen geführt werden. Nach einem Bericht der britischen BBC bewegte sich am Sonntag eine «massive US- Militärkolonne» vom Süden mit 2000 Fahrzeugen und Panzern auf die irakische Hauptstadt zu. dpa- und ein RTL-Reporter berichteten von neuen schweren Kämpfen jetzt auch am südöstlichen Stadtrand von Bagdad und einem Dutzend brennender irakischer Panzer. Offenbar versuchen die US-Truppen, Bagdad im Zangenangriff zu umfassen.

US-Truppen ziehen Ring immer enger

Nach Angaben von US-Militärs patrouillieren jetzt alliierte Flugzeuge rund um die Uhr über der Stadt, aus der nach unbestätigten Berichten die Einwohner angeblich in Scharen flüchten. Nach Angaben des US-Zentralkommandos ziehen die US-Truppen ihren Ring um Bagdad immer enger. So solle sichergestellt werden, dass keine Verstärkung in die Hauptstadt gelangen könne. Jeder sei aber frei, die Stadt zu verlassen.

Briten dringen in Basra ein

Britische Einheiten sind am Sonntag nach eigenen Angaben tief in die südirakische Stadt Basra eingedrungen. Augenzeugen hätten in der Nähe des Zentrums britische Panzer gesehen, berichtete der arabische TV-Senders El Dschasira aus Basra. Die Entscheidung zur Einnahme der Stadt sei gefallen, sagte ein britischer Militärsprecher. Die Soldaten würden von der Bevölkerung «immer freundlicher» empfangen. An dem Sturm auf Basra seien «Hunderte» von Panzern und mehrere tausend Soldaten beteiligt, meldete BBC. Laut El Dschasira wurden bei Luftangriffen in Basra in der Nacht zum Sonntag 17 Menschen getötet. Es habe auch schwere Bodenkämpfe gegeben.

"Friendly Fire" in Nordirak"

Im Nordirak setzten alliierte Luftstreitkräfte nach CNN-Meldungen ihre Bombenangriffe auf irakische Stellungen fort. US-Kampfflugzeuge bombardierten dort am Sonntag laut BBC und CNN bei schlechter Sicht irrtümlich eine Fahrzeugkolonne kurdischer Kämpfer und Zivilisten sowie von US-Spezialeinheiten. Bis zu 12 Kurden seien getötet und 45 zum Teil schwer verwundet worden. Die Zahl der getöteten Amerikaner war unklar. Das US-Zentralkommando erklärte dazu lediglich, der Zwischenfall werde untersucht.

Die Lage am internationalen Flughafen im Westen Bagdads war unklar. Reporter berichteten von weiteren Kämpfen und heftigem Artillerie-Feuer in der Nähe des Geländes. Beide Seiten erklärten, sie hätten den Flughafen unter ihrer Kontrolle.

Sieben Zivilisten getötet

In der Nähe der Hauptstadt töteten US-Soldaten in der Nacht zum Samstag an einem Kontrollpunkt sieben Zivilisten, darunter drei Kinder, als ein irakisches Zivilfahrzeug und ein Militär-Lkw nicht anhielten. Beim Absturz eines Super-Cobra-Hubschraubers in Zentralirak kamen nach US-Angaben die beiden Piloten ums Leben.

Russicher Botschafter unter Beschuss

Beim Verlassen Bagdads geriet die Autokolonne des russischen Botschafters zwei Mal unter Beschuss. Mehrere Menschen seien verletzt worden, als Unbekannte mit Handfeuerwaffen auf die Gruppe geschossen hätten, berichtete ein mitfahrender Journalist der Agentur Interfax. Präsident Wladimir Putin ließ den USA und dem Irak eine scharfe Protestnote überreichen.

Britische Soldaten entdeckten nahe der südirakischen Stadt Zubair ein umfangreiches Lager mit menschlichen Überresten. Die Opfer seien vermutlich gefoltert und hingerichtet worden. Nach Aussagen eines iranischen Generals handelt es sich um 200 iranische Soldaten aus dem irakisch-iranischen Krieg 1980-88.