Knapp zehn Monate nach Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al Assad ist erstmals ein westlicher Journalist in Syrien getötet worden. Der Franzose Gilles Jacquier, langjähriger Kriegsberichterstatter des Fernsehsenders France 2, starb nach syrischen Regierungsangaben am Mittwoch durch Granatsplitter. Er gehörte zu einer Gruppe von ausländischen Reportern, die auf Einladung der Regierung an einer Demonstration von Regimeanhängern in der Protesthochburg Homs teilgenommen hatte. Bei dem Granatbeschuss seien auch acht Syrer getötet worden.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy drückte seine Abscheu über die Tat aus. Außenminister Alain Juppé verurteilte die Tat und verlangte eine Aufklärung der Todesumstände. In einer Erklärung forderte er die syrische Führung zudem auf, für die Sicherheit ausländischer Journalisten zu sorgen und die Pressefreiheit zu schützen.
Ein Team des belgischen TV-Senders VRT blieb laut belgischen Medien bei dem Anschlag unversehrt. Ein freiberuflicher Journalist aus den Niederlanden wurde mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, berichteten niederländische Medien.
Aktivisten: Attacke erfolgte durch regimetreue Truppen
Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, bei den Tätern handele es sich um "bewaffnete Terroristen". Das ist die seit Monaten gängige Bezeichnung des Regimes für die Protestbewegung. Aktivisten aus Homs erklärten dagegen am Abend, die Attacke sei von regimetreuen Truppen ausgegangen. Diese schreckten vor keiner Grausamkeit zurück, um der Weltöffentlichkeit ihre Theorie vom Aufstand "terroristischer Banden" zu verkaufen.
Der getötete Fernsehjournalist arbeitete nach IPI-Angaben seit 1999 für France 2 in Konfliktgebieten wie Afghanistan, dem Irak und im Kosovo. "Sein Tod ist eine tragische Erinnerung an die ständigen Gefahren, denen Journalisten bei der Berichterstattung in Konfliktgebieten ausgesetzt sind", heißt es in einer Erklärung. Das Presseinstitut forderte alle Parteien in Syrien auf, das Recht von Journalisten auf freie und sichere Arbeit zu gewährleisten.
Seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime von Assad im März 2011 sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 5000 Menschen getötet worden. Syrische Menschenrechtsaktivisten sprechen indessen von mehr als 6000 Toten. Syrien hatte monatelang westlichen Korrespondenten die Berichterstattung verweigert. Wegen der fortwährenden Kritik lockerte das Regime in den vergangenen Wochen die Medienblockade. Allerdings dürfen westliche Journalisten nicht frei durch Syrien reisen.