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Protest gegen ausufernde Gewalt Syrien-Beobachter gibt entsetzt auf

Ein Beobachter der Arabischen Liga hat Syrien verlassen, um auf die Zustände im Land des aufmerksam zu machen. Der Algerier spricht von "Horrorszenen" und macht sich selbst große Vorwürfe. Unterdessen wurde auch ein französischer Journalist getötet.

Ein Mitglied des Beobachterteams der Arabischen Liga in Syrien hat aus Protest gegen die dort herrschende Gewalt das Land verlassen. Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden und habe diese nicht verhindern können, sagte der aus Algerien stammende Anwar Malek im Fernsehsender Al-Dschasira. Durch seine Tätigkeit habe er es dem Regime von Präsident Baschar al-Assad erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. "Ich war mehr als 15 Tage im Homs ... ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper ... ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen", sagte Malek.

Derzeit sind 165 Beobachter der Arabischen Liga in Syrien im Einsatz. Sie sollen die Umsetzung eines von dem Staatenbund vermittelten Friedensplans überwachen. Seit Beginn der regierungsfeindlichen Proteste vor zehn Monaten sind bei deren Niederschlagung nach UN-Schätzungen mehr als 5000 Menschen getötet worden.

Malek kritisierte auch den Chef des Beobachterteams, den sudanesischen General Mohammed al-Dabi. Dieser versuche, einen Mittelkurs zu fahren, um weder die Regierung noch irgendeine andere Seite gegen sich aufzubringen. Die Eignung Al-Dabis für die Aufgabe wurde bereits von Menschenrechtsgruppen wegen dessen Rolle beim Konflikt in der sudanesischen Unruheprovinz Darfur in Frage gestellt.

Assad-Regime will Beobachter besser schützen

Syriens Außenminister Walid Muallim versprach, dafür zu sorgen, dass den Beobachtern der Arabischen Liga nichts mehr geschieht. Diese waren in den vergangenen Tagen sowohl von regimetreuen Milizionären als auch von Regimegegnern attackiert worden. In Latakia hatten Assad-Anhänger ein Fahrzeug angegriffen und zwei kuwaitische Beobachter leicht verletzt.

Die Beobachter, die seit Dezember im Land sind, sollten eigentlich die Freilassung aller politischen Gefangenen und den Abzug der Armee aus den Protesthochburgen überwachen. Aus Sicht der Opposition ist ihre Mission jedoch gescheitert. Sie sagen, die Gewalt gegen Regimegegner habe in den vergangenen Wochen sogar noch zugenommen.

Französischer Journalist getötet

Wie am Mittwoch bekannt wurde, wurde ein ausländischer Journalist in Syrien getötet. Der französische Reporter kam in der Protesthochburg Homs ums Leben, als eine Granate nahe einer Gruppe von Journalisten einschlug. Nach Angaben von Aktivisten wurden dabei auch sechs Syrer getötet und mehrere Menschen verletzt.

Nach Angaben des Fernsehsenders France 2 handelte es sich bei dem Getöteten um seinen erfahrenen Kriegsreporter Gilles Jacquier, der unter anderem im Irak, in Afghanistan und im Kosovo im Einsatz war. Die Journalisten-Gruppe befand sich im Rahmen einer von den Behörden genehmigten Reise in Homs.

Zypern stoppt Frachter mit Munition

Die Türkei und Zypern haben derweil verdächtige Lieferungen nach Syrien gestoppt. Auf Zypern fingen die Behörden ein aus Russland kommendes Schiff mit Tonnen an Munition ab. Der Frachter sei am Dienstag zum Auftanken in den Hafen von Limassol eingelaufen, teilte ein Regierungssprecher mit. Das Schiff habe die Erlaubnis zur Weiterfahrt bekommen, nachdem zugesichert worden sei, dass es nicht nach Syrien fahren werde. Die Weiterfahrt erfolge nach "allen internationalen Regeln".

Medienberichten zufolge hatten Beamte bei einer Untersuchung zwischen 35 und 60 Tonnen Munition und Sprengsätze an Bord entdeckt, woraufhin die Weiterfahrt des Schiffes vorerst gestoppt worden sei. Der Frachter soll den Berichten zufolge auf dem Weg von St. Petersburg in die syrische Hafenstadt Latakia gewesen sein. Die Ladung sei offenbar für das syrische Verteidigungsministerium bestimmt gewesen, berichtete die zyprische Zeitung "Politis Daily".

In der Türkei stoppten Zöllner vier iranische Lastwagen wegen Verdachts auf eine Lieferung von Militärmaterial nach Syrien. Die Fahrzeuge würden nun von Experten untersucht, bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara. Türkische Medien berichteten über Hinweise, wonach sich in den am Grenzübergang Öncüpinar beschlagnahmten Lkw Sprengstoff und Waffen befinden. Die Ladung wurde zu einer genauen Überprüfung nach Ankara geschickt.

jar/fw/Reuters/DPA/AFP DPA Reuters

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