Die wichtigsten Veränderungen gab es im Verteidigungs- und Gesundheitsministerium, während andere Schlüsselressorts bei den bisherigen Amtsinhabern verblieben. Den Posten des Schatzkanzlers behielt wie erwartet Gordon Brown, der als möglicher Nachfolger Blairs gehandelt wird. An der Spitze des Außenressorts steht weiter Jack Straw. Blair stellte die neue Regierungsmannschaft am Freitagabend vor. "Ich habe zugehört und dazugelernt", erklärte der Premierminister, der seine Labour Party am Donnerstag zwar zum dritten Mal in Folge zum Sieg führte, dessen Parlamentsmehrheit sich aber von 161 auf 67 Mandate verringerte. Beobachter werteten den Wechsel im Verteidigungsministerium als Zeichen, dass Blair nach der Kontroverse über die Beteiligung Großbritanniens am Irak-Krieg einen gewissen Neuanfang signalisieren wolle.
Neue Ministerin für Reform des Gesundheitswesens
Das Ressort wird künftig vom bisherigen Gesundheitsminister John Reid geleitet, während Amtsinhaber Geoff Hoon zum Unterhausführer der Labour Party ernannt wurde. Dieser Posten, eine Art Fraktionsvorsitzender, ist in Großbritannien allerdings weniger bedeutend. Das Gesundheitsministerium übernimmt die bisherige Handelsministerin Patricia Hewitt. Auch diesem Ressort wird in der am 17. Mai beginnenden Legislaturperiode großes Gewicht zufallen, da Blair weitere grundlegende Reformen im maroden nationalen Gesundheitssystem versprochen hat.
Beachtung fand die Rückkehr des früheren Innenministers David Blunkett ins Kabinett als Arbeits- und Sozialminister. Der blinde Politiker war erst im Dezember wegen des Vorwurfs zurückgetreten, er habe dem philippinischen Kindermädchen seiner ehemaligen Geliebten eine Aufenthaltsgenehmigung im Schnellverfahren verschafft. Blunketts seinerzeitiger Nachfolger Charles Clark behält das Innenministerium. Neuer Nordirland-Minister wird der bisherige Unterhausführer Peter Hain. Blair machte bei der Vorstellung seines Kabinetts deutlich, dass auch die Europapolitik in der kommenden Legislaturperiode eine wichtige Rolle spielen werde.
Vorläufiges Endergebnis
Unterdessen wurde am Samstagmittag das vorläufige Endergebnis bekannt gegeben. Zuletzt meldete der Wahlkreis Harlow nördlich von London, dass der Juniorminister im Außenministerium, Bill Rammell, den Sitz für die Labour Party halten konnte. Seine Mehrheit über den konservativen Kandidaten Robert Halfon betrug allerdings nur 97 Stimmen, so dass drei Mal nachgezählt wurde. In einem Stimmbezirk muss die Wahl nachgeholt werden, weil einer der Kandidaten gestorben war.
Damit waren 645 der 646 Wahlkreise ausgezählt. Die Labour Party kommt demnach auf 356 Sitze, 57 weniger als vor vier Jahren. Die Konservativen verbesserten sich um gut 30 auf 197 Sitze. Die Liberaldemokraten kamen auf 62 Sitze, 10 mehr als bisher. 30 Mandate fielen an andere Parteien, wobei vor allem die protestantischen Hardliner in Nordirland triumphierten: Die Democratic Unionist Party des Pfarrers Ian Paisley errang neun Mandate. Der nordirische Politiker David Trimble erklärte nach dem schlechten Abschneiden Rücktritt vom Vorsitz der Ulster Unionist Party. Er verlor bei der Wahl seinen Parlamentssitz. Der Friedensnobelpreisträger zählt zu den Architekten des Karfreitagsabkommens von 1998.