Großbritannien Brown, Cameron und eine möglicherweise "revolutionäre Wahl"

In Großbritannien haben am Donnerstag die Parlamentswahlen begonnen, die auch über den künftigen Premierminister entscheiden.

In Großbritannien hat am Donnerstag die Wahl eines neuen Parlaments begonnen. Nach den letzten Umfragen kann keine der drei großen Parteien mit der absoluten Mehrheit von 326 der 650 Sitze rechnen.

Eine am Mittwochabend veröffentlichte Erhebung des Instituts Populus im Auftrag der Tageszeitung "The Times" ergab, dass die Konservative Partei mit einem Stimmenanteil von 37 Prozent die Mehrheit in 301 Wahlkreisen erringen kann - 25 zu wenig, um allein die Regierung bilden zu können. Danach folgen die bislang regierende Arbeiterpartei von Premierminister Gordon Brown mit 28 und die Liberaldemokratische Partei mit 27 Prozent. Befragt wurden 2.505 Wahlberechtigte.

"Dies könnte eine der revolutionärsten Wahlen in der Geschichte dieses Landes werden", sagte der Politikwissenschaftler Bill Jones von der Hope University in Liverpool. Ein "hung parliament", also ein Unterhaus ohne absolute Mehrheit einer Partei, hat es seit 1974 nicht mehr gegeben. In diesem Fall käme den Liberaldemokraten eine entscheidende Rolle zu. Der 43-jährige Vorsitzende Nick Clegg hat seine Partei im Wahlkampf zu neuen Höhen geführt und die Hoffnung der Konservativen unter David Cameron gedämpft, erstmals seit 13 Jahren wieder an die Regierung zu kommen.

Wenn keine Partei die absolute Mehrheit erhält, wird Königin Elizabeth II. dem amtierenden Premierminister Brown zuerst die Chance zur Bildung einer Regierung geben - selbst wenn dessen Partei nicht die meisten Wahlkreise gewinnen sollte. Mit ihren voraussichtlich 80 Sitzen könnten die Liberaldemokraten die Labour Party weiter an der Regierung halten. Clegg hat aber bereits angedeutet, dass er einen hohen Preis dafür verlangen würde - die Ablösung Browns, wichtige Schlüsselressorts für seine Partei sowie die Einführung des Verhältniswahlrechts anstelle des traditionellen Mehrheitswahlrechts, welches kleinere Parteien benachteiligt.

Bei der letzten Wahl am 5. Mai 2005 kam Labour mit 35,3 Prozent auf 356 Mandate. Die Tories - offiziell die Conservative and Unionist Party - folgten mit 32,3 Prozent und 198 Sitzen. Auf die Liberal Democrats entfielen bei 22,1 Prozent der Stimmen 62 Mandate. Weitere im Unterhaus vertretene Parteien sind die Schottischen Nationalisten (6 Mandate), die nordirische Sinn Fein (5), die walisische Plaid Cymru (3) sowie die nordirischen Parteien SDLP (3) und Ulster Unionists (1).

APN/AFP