"Wir sind absolut sicher, dass eine solche Bombe existiert und entweder von einem Selbstmordattentäter oder bei einer ferngesteuerten Explosion gezündet werden könnte", zitierte die "Sun" am Samstag einen Vertreter der Sicherheitskräfte, der nicht namentlich genannt werden wollte. Am Freitag hatten mehr als 250 Polizisten bei einem Anti-Terror-Einsatz in einem Londoner Wohnhaus einen Mann festgenommen und einen weiteren angeschossen. Der Einsatz löste Spekulationen aus, dass die Polizei in dem Haus Bomben oder chemische Waffen vermutet haben könnte.
Verseuchungsgefahr durch toxisches Material
Auch andere Zeitungen berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass möglicherweise ein Anschlag unmittelbar bevorstehe. Ziele könnten das U-Bahn-Netz oder gut besuchte Pubs sein, in denen Fans während der Fußball-WM gemeinsam Spiele im Fernsehen verfolgen. "Wir sind zu 100 Prozent sicher, dass ein Anschlag geplant wurde", sagte ein Polizei-Vertreter dem "Daily Mirror". "Wenn wir ihn nicht verhindert haben, könnte er sehr bald verübt werden". Eine schmutzige chemische Bombe ist ein Sprengsatz, der mit toxischem Material versehen ist. In der Regel wird der Begriff schmutzige Bombe insbesondere für nukleare Waffen verwendet. Die Polizei kommentierte die Berichte zunächst nicht.
Razzia ohne Ergebnisse
Bei dem Einsatz am Freitag nahm ein Großaufgebot an Polizisten in Schutzanzügen in einem Londoner Wohnhaus einen Mann fest. Ein weiterer wurde angeschossen und befindet sich seitdem im Krankenhaus. Auch gegen ihn wurde mittlerweile ein Haftbefehl wegen Verdachts auf "Auftragsvergabe und Vorbereitung sowie der Anstiftung zu terroristischen Taten" erlassen. "Auf Grund der vorliegenden Informationen planten wir einen Einsatz, der jegliche Gefährdung der Öffentlichkeit durch Feuerwaffen oder gefährliche Substanzen verhindern soll", sagte der Leiter der Anti-Terror-Einheit, Peter Clarke. Die Polizei teilte jedoch mit, es sei nichts Verdächtiges gefunden worden. Die Razzia sei nicht im Zusammenhang mit den Selbstmordanschlägen in London vom vergangenen Juli erfolgt. Nachbarn der in dem Haus wohnenden Familie beschrieben die Bewohner als freundliche und "sehr religiöse Familie" aus Bangladesch. Die Familie selbst meldete sich in einer Erklärung zu Wort und teilte mit, sie sei schockiert und verärgert über den Einsatz, zumal sie in keinerlei terroristische Aktivitäten verstrickt sei. Es handelte sich um eine der größten Razzien seit den Selbstmordanschlägen auf das Londoner Nahverkehrssystem, bei denen 52 Personen ums Leben kamen.
Reuters