Großbritannien Irakkriegs-Gegner wird Außenminister

Der neue britische Premierminister Gordon Brown hat gleich an seinem ersten Arbeitstag das Kabinett umgebildet: Neuer Außenminister wird David Miliband, der bislang das Umweltressort leitete. Doch auch sonst gab es einige Überraschungen.

Einen Tag nach seinem Amtsantritt hat der britische Premierminister Gordon Brown ein radikal umgebildetes Kabinett vorgestellt. Außenminister wurde der als Gegner des Irak-Krieges geltende bisherige Umweltminister David Miliband. Der 41-Jährige, der zu den Modernisierern in der Labour-Partei gerechnet wird, ist der jüngste Außenminister des Königreichs seit 30 Jahren. Er wolle als Chefdiplomat "ebenso zuhören wie führen", sagte Miliband in seiner ersten Stellungnahme.

Miliband hat jüdischen Hintergrund

Miliband löst Margaret Beckett ab, die als Vertraute des Brown-Vorgängers Tony Blair den Irak-Einsatz britischer Soldaten stets verteidigt hatte. Der neue Außenminister erklärte, in der heutigen Zeit sei "eine Diplomatie erforderlich, die geduldig und zugleich zielgerichtet ist". Er werde sich einsetzen "für ein besseres Großbritannien und eine bessere Welt". Miliband gilt als Hoffnungsträger der Labourpartei und war vor der Ernennung Browns ebenfalls als Nachfolger Blairs im Gespräch.

Miliband gilt als Hoffnungsträger der Labour-Partei. Er kam als Umweltminister in Blairs Kabinett und bewegte diesen im vergangenen Jahr, im Libanon-Krieg eine härtere Haltung gegen Israel einzuschlagen. Miliband stimmte 2003 zwar für die Entsendung von Truppen in den Irak, hat sich seitdem aber immer häufiger mit skeptischen Einlassungen zu Wort gemeldet. "

Werben um verlorene Wähler

Die Ernennung Milibands zum Außenminister könnte es Brown ermöglichen, das Vertrauen jener Wähler zurückzugewinnen, die sich wegen der Irak-Politik von Blair und Labour abgewandt haben. Auch plant er die Abschaffung von Einschränkungen, die Blair für Demonstrationen vor dem Parlament eingeführt hat. Brown stellte in ersten Erklärungen nach seiner Berufung die Themen Gesundheit, Bildung und den Kampf gegen Kinder-Armut in den Mittelpunkt.

Das Innenministerium vertraute Brown der 44-jährigen Jacqui Smith an. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten, der zentrale Bedeutung für die Bekämpfung des Terrorismus in Großbritannien hat. Den Posten des Finanzministers, der in Großbritannien als zweitwichtigster in der Regierung angesehen wird, bekam der bisherige Handelsminister Alistair Darling. Der frühere Außenminister Jack Straw wurde mit der Leitung des Justizressorts beauftragt.

Kabinett der breiten Grundlage

Der Regierungschef hatte ein Kabinett angekündigt, das auf breiter Grundlage stehen und viele verschiedene Talente umfassen werde. Die Zusammensetzung des Kabinetts bestätigte die Erwartung von Beabachtern, dass Brown neben alten Verbündeten aus seiner Zeit als Schatzkanzler auch junge Hoffnungsträger der Labour-Partei in seine Regierung holen würde.

Ähnlich wie der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy holte Brown auch Politiker der Opposition ins Kabinett. Der Konservative Chris Patten, ehedem Gouverneur von Hongkong, und die ebenfalls mit Kritik am Irak-Krieg hervorgetretene Politikerin Shirley Williams von den Liberaldemokraten bekamen Ämter von Staatssekretären angeboten.

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DPA/Reuters/AP