Nahost-Konflikt Hamas und Israel kurz vor Einigung auf Waffenstillstand – 50 Geiseln sollen freikommen

Waffenstillstand Israel
Wann werden die israelischen Panzer in Gaza stillstehen? 
© Imago Images
Seit rund sechs Wochen attackiert Israel Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Mittlerweile ist ein Waffenstillstand nur noch eine Frage der Zeit. Jetzt sind erste Details über die Bedingungen bekannt geworden.  

Der letzte Krieg 2021 dauerte elf Tage, der vorletzte 2014 sieben Wochen. Sie endeten, wie Kriege das manchmal tun, mit einem Waffenstillstand. Wobei Begriffe wie "Ende" und "Stillstand" im Fall des Konflikts zwischen Israel und der Hamas nicht wirklich die Lage widerspiegeln. Eigentlich ist es nur die Intensität der Kämpfe, die seit Jahren variiert. 

Kommt ein Waffenstillstand im Nahen Osten?

Die aktuelle Auseinandersetzung begann nach dem 7. Oktober, als Hamas-Terroristen den größten Massenmord an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg begangen haben. 1200 Menschen wurden teilweise bestialisch ermordet, 250 Menschen als Geiseln genommen – die meisten Israelis, aber längst nicht alle. Als Reaktion begann das israelische Militär erst mit Bombardierungen und später dann mit Bodentruppen, die Stellungen der Hamas zu bekämpfen.

Vieles deutet darauf hin, dass die Waffen bald wieder schweigen – zumindest für einige Tage. Hamas-Chef Ismail Hanijeh hat nun erklärt, dass ein Abkommen für eine Waffenruhe mit Israel in Sicht sei. Auch vom Islamischen Dschihad, einer militanten Palästinensergruppe, die ebenfalls an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligt war, scheint sich an einer möglichen Feuerpause zu beteiligen. Am Dienstagnachmittag sickerte aus israelischen Regierungskreisen durch, dass auch sie dem Deal zustimmen wolle. Entsprechende Beratungen sollen am Abend stattfinden, schreiben israelische Medien.

Unterscheidlichen Berichten zufolge sieht das Abkommen folgende Punkte vor:

  • Es soll eine fünftägige Kampfpause im Gazastreifen geben, einige Medien berichten auch von nur vier Tagen.
  • 40 Kinder und 13 Frauen sollen aus der Gefangenschaft der Hamas entlassen werden. 
  • Im Gegenzug soll Israel 300 weibliche und minderjährige palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. 
  • Die im Gazastreifen festgehaltenen Zivilisten sollen den Angaben zufolge schrittweise freigelassen werden – jeden Tag zehn Menschen. Gleiches gilt den palästinensischen Berichten zufolge für die palästinensischen Häftlinge. Demzufolge werde Israel jeden Tag 30 von ihnen freilassen.
  • Zudem sollen 300 Lastwagen mit Lebensmitteln, medizinischen Gütern und Treibstoff in den Gazastreifen einfahren dürfen. 

Katar vermittelt zwischen Hamas und Israel

Katar, das arabische Emirat, spielt bei den Verhandlungen zwischen Israel und den Islamisten eine Schlüsselrolle. Nach Angaben der Vermittler seien die Gespräche im Endstadium: "Wir sind so nah wie nie zuvor an einer Einigung", sagte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums in Doha. Die Gespräche hätten eine "kritische und letzte Phase" erreicht.

Die israelische Regierung hält sich mit Erfolgsmeldungen noch eher zurück: "Wir machen Fortschritte. Ich denke, es ist nicht sinnvoll, zu viel zu sagen", sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er hoffe, dass es bald "gute Nachrichten geben wird", fügte er hinzu.

Aus der Regierung des Emirats hieß es zuletzt, bei den Verhandlungen seien nur noch "geringfügige" Hindernisse zu überwinden. Am Montag erklärte dann auch US-Präsident Joe Biden, er glaube, dass eine Einigung zu einer Freilassung der bei den Angriffen der Hamas am 7. Oktober aus Israel verschleppten Geiseln in greifbare Nähe gerückt sei. 

Hamas spricht von 13.300 Toten

Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor rund sechs Wochen rund 13.300 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Kollateralschäden waren und sind enorm: Weil sich die Islamisten größtenteils hinter Zivilisten oder in eigentlich geschützten Räumen wie Krankenhäusern verstecken, gerieten auch die ins Visier der IDF, dem israelischen Militär, was international, auch bei den Verbündeten im Westen, auf große Kritik stößt.

Quellen: AP, DPA, AFP.

nik