Die Welt ist aus den Fugen – und trotzdem dürfen wir trotz großer Betroffenheit vor lauter Aktionismus das Nachdenken nicht vergessen. Der stern hat den Soziologen Harald Welzer gefragt, was er über den Krieg denkt, über den Aggressor – und über unsere Reaktionen.
Der Soziologe Harald Welzer kritisiert in seinem Text, wie auch bei uns im Land "rasend schnell ein Narrativ aktivierbar ist, das der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstammt und – als hätte es die ganze Zeit als Untoter im mentalen Untergrund geschlummert". Welzer beklagt, wie "eine Ästhetik und Rhetorik des Krieges zelebriert wird, die wir seit Jahrzehnten für nicht mehr gesellschaftsfähig gehalten hatten."
Es sei zudem "eine fatale Überblendung ganz unterschiedlicher Problemstellungen, wenn die Sicht der Angegriffenen die Logik des Handelns vorgibt. Sich zu wehren ist das eine, aber wenn man die Ukraine unterstützen und zugleich eine neue Sicherheitsordnung bauen will, ist es mit Wehren nicht getan."