Der Ex-US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat nach eigenen Angaben keine verschlüsselten Dokumente mit nach Russland gebracht. Er habe sämtliches Material des amerikanischen Geheimdienstes NSA, das er an sich genommen habe, vor seinem Abflug nach Moskau in Hongkong an Journalisten übergeben, sagte der 30-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "New York Times".
Es wäre nicht im Interesse der Öffentlichkeit gewesen, wenn er die Unterlagen mit nach Russland genommen hätte, fügte er hinzu. Snowden sagte zudem, dass er die Dokumente nach eigener Einschätzung auch vor dem Zugriff der chinesischen Spionagebehörden schützen konnte, da er mit deren Geheimdienstfähigkeiten vertraut sei. "Die Chance, dass die Russen oder die Chinesen irgendein Dokument erhalten haben, liegt bei null Prozent", versicherte Snowden. Er trat damit von US-Behördenvertretern und anderen Kritikern seiner Enthüllungen geäußerten Befürchtungen entgegen, dass NSA-Dokumente in die Hände fremder Geheimdienste gefallen sein könnten.
Vorwurf der Spionage
Snowden hatte Informationen, wonach die NSA und andere Geheimdienste massenhaft E-Mails und Telefonate überwachen, an die Zeitungen "Guardian" und "Washington Post" weitergegeben. Die Details zu den Spähprogrammen hatten sowohl Entrüstung in den USA als auch starke Debatten über Datenschutz weltweit ausgelöst. Da er in den USA wegen Spionage per Haftbefehl gesucht wird, setzte Snowden sich über China nach Russland ab, wo ihm vorläufig Asyl gewährt wurde. Er selbst vertrat in dem Interview mit der "New York Times" die Auffassung, die nationale Sicherheit der USA gestärkt zu haben, indem er eine öffentliche Debatte über das Ausmaß der Datensammlung der US-Behörden losgetreten habe.
NSA-Chef Alexander wird gehen
Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Chef des US-Geheimdienstes NSA, Keith Alexander, demnächst in den Ruhestand treten wird. Nach offiziellen Angaben sei die von Snowden ausgelöste Spähaffäre aber nicht der Grund für seinen Rücktritt. Der 61 Jahre alte General habe schon vor Monaten den Wunsch geäußert, im Frühjahr 2014 in den Ruhestand zu gehen, sagte NSA-Sprecherin Vanee Vines. "Das hat nichts zu tun mit den jüngsten Enthüllungen in den Medien. Seine Entscheidung hatte er bereits vorher getroffen."