Die Bemühungen der USA und der irakischen Übergangsregierung um ein Ende der Gewalt haben am Wochenende einen weiteren Rückschlag erlitten. Einen Monat nach seiner Ankunft im Irak wurde ein ranghoher ägyptischer Diplomat entführt. Eine Reihe von Anschlägen kostete mindestens 32 Menschen das Leben.
von acht Männern überfallen
Ihab al Scherif wurde nach Berichten von Augenzeugen am Samstagabend von acht bewaffneten Männern überfallen, als er sein Auto verließ, um sich eine Zeitung zu kaufen. Die Angreifer schlugen ihn zusammen, nannten ihn einen "amerikanischen Spion" und verschleppten ihn im Kofferraum eines Autos an einen unbekannten Ort.
Der 51-Jährige war am 1. Juni als Gesandter nach Bagdad geschickt worden. Zuvor war er Geschäftsträger seines Landes in Syrien und Israel. Im Zuge der Normalisierung der ägyptisch-irakischen Beziehungen sollte er zum Botschafter ernannt werden und wäre damit der erste Botschafter eines arabischen Landes im Irak. Das Außenministerium in Kairo teilte am Sonntag mit, es werde alles versucht, um das Schicksal Al Scherifs aufzuklären. Er hoffe, dass der Diplomat von seinen Entführern "entsprechend seiner arabischen und humanitären Mission" behandelt werde, sagte der stellvertretende Außenminister Hani Challaf.
Al Kaida bekannte sich zu Anschlägen
Ägypten hatte seinen letzten Botschafter im Irak 1991 abgezogen. Damals unterstützte die Regierung in Kairo den ersten Irak-Krieg der USA im Anschluss an die Invasion in Kuwait. In den vergangenen Monaten hat sich Ägypten an der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte beteiligt.
Allein bei einem Selbstmordanschlag vor einer Rekrutierungsstelle der Polizei in Bagdad wurden am Samstag 16 Menschen getötet. Dazu bekannte sich im Internet die Terrororganisation Al Kaida im Irak. Ein weiterer Anschlag in Hilla, knapp 100 Kilometer südlich der Hauptstadt, kostete am Samstagabend neun Menschen das Leben.
Bei der Explosion einer Autobombe in der nordirakischen Stadt Kirkuk wurden am Sonntag drei Polizisten getötet. Der irakische Industrieminister Osama Abdul Asis Nadschafi entging nur knapp einem Mordanschlag; beim Beschuss seines Autokonvois wurden nach Polizeiangaben vier Leibwächter verletzt. Das US-Außenministerium äußerte sein Bedauern über den Tod eines 49-jährigen Mannes mit Schweizer und irakischer Staatsbürgerschaft, der irrtümlich von einer Soldatin erschossen wurde.
Übergangsregierung will Aufständische beteiligen
Die irakische Übergangsregierung will nach eigenen Angaben Aufständische an politischen Entscheidungen beteiligen, sofern sie keine Sicherheitskräfte oder Zivilpersonen getötet haben. Regierungssprecher Laith Kuba sagte am Sonntag, die Extremisten könnten damit ihr Ziel, einen schnellen Abzug der Koalitionstruppen, auf politischem Weg erreichen. "Die Tür für sie ist offen, sich am politischen Prozess zu beteiligen", sagte Kuba in Bagdad.
Der amerikanische Justizminister und Generalstaatsanwalt Alberto Gonzalez traf am Sonntag zu einem überraschenden Besuch in Bagdad ein und sprach mit US-Soldaten sowie mit irakischen Regierungsmitgliedern. Mehr als 400 Beschäftigte des US-Justizministeriums bilden im Irak Richter, Staatsanwälte und Gefängnisaufseher aus.
Durch Anschläge und Sabotage auf die Ölindustrie hat der Irak bereits mehr als elf Milliarden Dollar verloren. Ein Sprecher des Ölministeriums sagte Dow Jones, allein seit Jahresbeginn habe es 70 Sabotageakte gegeben.
AP