UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die von den USA angeführte Invasion des Irak als "illegalen Akt" bezeichnet. In einem Interview des britischen Senders BBC sagte Annan am Mittwoch, der Irakkrieg habe gegen die UN-Charta verstoßen. Die Entscheidung gegen den Irak vorzugehen, hätte vom Sicherheitsrat und nicht einseitig getroffen werden müssen. Die internationale Gemeinschaft habe eine "schmerzliche Lektion" lernen müssen. Annan betonte erneut, er fürchte, dass die für Januar geplanten Wahlen im Irak nicht stattfinden könnten, wenn sich die Sicherheitslage bis dahin nicht erheblich verbessert habe. Die Entscheidung über den Wahltermin liege aber bei der irakischen Übergangsregierung.
Wieder zahlreiche Opfer bei Kämpfen im Irak
Am Mittwoch wurde nach Angaben des US-Militärkommandos ein US-Soldat bei einem Einsatz in der westirakischen Provinz Anbar getötet. Ein anderer war am Dienstag ums Leben gekommen. In Anbar liegen die Aufstandshochburgen Ramadi und Falludscha. Bei Kämpfen in Ramadi wurden zehn Iraker getötet und sieben weitere verletzt. Dies teilten Krankenhausärzte mit. Bei den Opfern soll es sich um Zivilisten handeln. US-Einheiten waren am Morgen von mehreren Seiten in die weitgehend von Rebellen kontrollierte Stadt eingedrungen. Nach Augenzeugenberichten leisteten die Aufständischen stellenweise heftigen Widerstand.
Die US-Armee fand nördlich von Bagdad drei enthauptete Leichen. Eine Patrouille sei am Mittwoch an einer Autobahn auf die Körper und die abgetrennten Köpfe gestoßen, bestätigte ein Sprecher der 1. US-Infanteriedivision in Tikrit. Islamistische Extremisten im Irak hatten in den vergangenen Monaten mehrere ausländische Geiseln enthauptet und zum Teil auch Bilder von der Ermordung veröffentlicht. Das Schicksal von zwei entführten Italienerinnen und zwei französischen Journalisten war unterdessen weiter unklar.
Rätsel um Identität dreier Leichen
Zunächst war nicht bekannt, ob es sich bei den drei enthaupteten Leichen um Ausländer und um Opfer von Geiselnehmern handelte. Polizeioffizier Hassan Ahmed aus Tikrit sagte, die Soldaten hätten die in der Nähe der Kleinstadt Dedschel entdeckten Leichen der irakischen Polizei übergeben. Die Nationalität der Getöteten sei unklar. Mindestens ein Opfer trug eine Tätowierung in lateinischer Schrift. Die Leichen lagen in drei Plastiksäcken.
Unterdessen ließen Geiselnehmer einen vor zwei Monaten entführten Türken frei. Er befinde sich in der türkischen Botschaft in Bagdad, sagte der Bruder des Entführten der Nachrichtenagentur Anadolu. Extremisten haben in den vergangenen Monaten zahlreiche ausländische Lastwagenfahrer als Geiseln genommen und einige von ihnen getötet.
Die mutmaßlichen Entführer der französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot bezichtigten Frankreich auf einer Internetseite zahlreicher Verbrechen gegen die Muslime. Die Erklärung verwies auf frühere Konflikte in Algerien und Ägypten. Das Pariser Außenministerium erklärte dazu, die Botschaft werde analysiert wie andere Botschaften auch, die in den vergangenen Tagen eingegangen seien. Zum Schicksal der am 20. August in Nadschaf entführten Journalisten äußerte sich das Kommuniqué nicht.
Mehr Geld für Sicherheit im Irak
Die US-Regierung will einen Teil des für den Wiederaufbau im Irak vorgesehenen Budgets für die Verbesserung der Sicherheitslage abzweigen. Das sagte Staatssekretär Marc Grossman am Dienstag in Washington. Es handelt sich um 3,46 Milliarden Dollar (2,82 Milliarden Euro), die für die Wasser- und Abwasserversorgung und ein Kraftwerk eingeplant waren. Die Projekte sollten erst im kommenden Jahr in Angriff genommen werden.
Erneute Geiselnahme von Ausländern
Mehrere bewaffnete Männer haben am Donnerstag ein Haus im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad gestürmt und drei Briten als Geiseln genommen, wie aus Kreisen des irakischen Innenministeriums verlautete.
Bei den Entführten handele es sich vermutlich um Zivilisten, hieß es weiter. Der Zwischenfall habe sich im Stadtviertel Al-Mansur ereignet, in dem viele ausländische Geschäftsleute wohnen. Militante Gruppen im Irak haben in den vergangenen Monaten immer wieder Ausländer als Geiseln genommen. Derzeit werden unter anderem zwei französische Journalisten und zwei Italienerinnen im Irak vermisst.