Gefangenenaustausch Israel jubelt nach Geisel-Freilassung und entlässt 200 Palästinenser

Hamas lässt vier Geiseln frei – Soldatinnen in Israel
Hamas lässt vier Geiseln frei – Soldatinnen in Israel
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Sehen Sie im Video: Hamas inszeniert Geisel-Freilassung – diese vier Soldatinnen sind wieder in Israel.
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Während der laufenden Waffenruhe hatten sich Israel und die Hamas darauf verständigt, Gefangene auszutauschen. Der neue Deal lautet 4 zu 200.

Erleichterung, Freude und Tränen in Israel: Die radikalislamische Hamas hat im Rahmen des Waffenruheabkommens mit Israel vier weitere israelische Geiseln aus dem Gazastreifen freigelassen. Vermummte palästinensische Kämpfer in voller Kampfmontur führten die seit Oktober 2023 in Gefangenschaft festgehaltenen Frauen am Samstag zunächst einer Menschenmenge in der Stadt Gaza vor und übergaben sie dann dem Internationalen Roten Kreuz. Kurz darauf nahm die israelische Armee die früheren Soldatinnen in Empfang und brachte sie nach Israel und zu ihren Familien zurück. Im Gegenzug sollten nach palästinensischen Angaben 200 palästinensische Häftlinge freigelassen werden.

Die israelischen Frauen Daniella Gilboa, Karina Ariev, Liri Albag und Naama Levy im Alter zwischen 19 und 20 Jahren wurden nach Armeeangaben nach ihrer Freilassung "von Spezialkräften der Streitkräfte und Mitgliedern des (Inlandsgeheimdiensts) Schin Bet" zurück nach Israel begleitet. Im Süden des Landes trafen sie sich demnach wieder mit ihren Eltern zusammen. An dem Empfangsort seien sie zudem einer "ersten medizinischen Untersuchung" unterzogen worden.

Israel entließ im Gegenzug 200 Palästinenser aus der Haft. Palästinensischen Angaben zufolge wurden rund 130 Häftlinge nach Ramallah im Westjordanland gebracht. Dort warten demnach ihre Familien auf sie. Rund weitere 70 palästinensische Gefangene seien auf dem Weg nach Ägypten. Sie werden gemäß dem Abkommen wegen ihrer schweren Straftaten ins Ausland gebracht.

120 von ihnen seien zu lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, sagte ein Palästinenservertreter, der anonym bleiben wollte, am Samstag.

Israel jubelt nach Geisel-Freilassung

Während der Übergabe der Frauen in Gaza befanden sich auf dem Platz in der Stadt Gaza dutzende Kämpfer der Hamas und der verbündeten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Die größtenteils in Kampfuniformen gekleideten Männer stellten sich in Reihen auf und trugen Sturmgewehre und Granatwerfer. Zahlreiche Bewohner des Gazastreifens hatten sich ringsum als Schaulustige versammelt, viele jubelten den Hamas-Kämpfern zu.

Die vier jungen Frauen wurden auf eine Bühne vor einem Einkaufszentrum in Gaza, von dem eine riesige Palästinenserfahne herabhing, geführt. Sie standen vor ihrer Abfahrt, umringt von Kämpfen, vor einer Wand mit Propaganda-Losungen, darunter der auf Hebräisch geschriebene Spruch "Der Zionismus wird nicht obsiegen". Die in Militärkleidung gekleideten Frauen lächelten aber, winkten von der Bühne und streckten ihre Daumen nach oben.

Luftaufnahmen zeigen Gaza vor dem Krieg und danach
Luftaufnahmen zeigen Gaza vor dem Krieg und danach
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Vorher-Nachher-Bilder zeigen verheerende Zerstörung Gazas
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In Tel Aviv brach nach der Freilassung der vier jungen Frauen auf dem "Platz der Geiseln" Jubel aus. Angehörige und Freunde von Geiseln fielen sich in die Arme und weinten vor Freude.

Israel wartet noch auf 26 Hamas-Geiseln

Die Hamas hatte die Soldatinnen während ihres Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 in der Militärbasis Nahal Oz gefangengenommen, die für die Beobachtung des Gazastreifens zuständig war. Die Freilassung ist die zweite im Rahmen des Mitte Januar abgeschlossenen Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas.

Nun verbleiben noch 26 israelische Geiseln, die in der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen werden sollen. Ihre Namen wurden veröffentlicht, allerdings ist nicht bekannt, in welcher Reihenfolge sie freigelassen werden.

Israel sorgt sich vor allem um die zwei letzten Kinder, die noch im Gazastreifen festgehalten werden. Der zweijährige Kfir und sein fünfjähriger Bruder Ariel, die zusammen mit ihrer Mutter Shiri Bibas in den Gazastreifen verschleppt wurden, sind die jüngsten Geiseln der radikalislamischen Hamas.

Die beiden rothaarigen Brüder sind für viele Menschen in Israel ein Symbol für das schlimme Schicksal der Geiseln im Gazastreifen geworden. Kfir war erst gut acht Monate alt, als er am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz im Süden Israels entführt wurde. Sein Bruder Ariel war zum Zeitpunkt seiner Entführung vier Jahre alt. Das Bild ihrer Entführung im Arm ihrer verzweifelten Mutter ging damals um die Welt.

Die Hamas hatte bereits im November 2023 behauptet, dass Kfir, Ariel und Shiri Bibas bei einem Luftangriff der israelischen Armee getötet worden seien. Israel hat dies jedoch nie bestätigt.

In dieser ersten, 42-tägigen Phase, sollen insgesamt 33 israelische Geiseln sowie nach ägyptischen Angaben insgesamt etwa 1900 palästinensische Häftlinge freikommen. Zudem werden die Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärkt.

Hinweis: Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert.

AFP · DPA
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