Krieg in Nahost Israels Militär kündigt "taktische Pause" im Süden Gazas an

Lastwagen mit Hilfsgütern fahren über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen ein
Lastwagen mit Hilfsgütern fahren über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen ein (Aufnahme von Januar 2024)
© Abed Rahim Khatib / DPA
Israel will künftig in einem Zeitkorridor Kampfhandlungen aussetzen, um mehr Lieferungen von Hilfsgütern zu ermöglichen. Täglich von 8 bis 19 Uhr soll es keine militärischen Aktivitäten geben.

Die israelische Armee hat am Sonntag angekündigt, im Süden des Gazastreifens bis auf Weiteres eine tägliche "taktische Pause der militärischen Aktivität" einzuhalten. Die Entscheidung wurde nach Beratungen mit den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen getroffen, wie die Streitkräfte mitteilten. Die örtlich begrenzte Pause solle jeweils von 8 bis 19 Uhr (7 bis 18 Uhr MESZ) gelten und die Auslieferung einer größeren Menge an Hilfsgütern ermöglichen. Sie betreffe den Weg, der vom Grenzübergang Kerem Schalom bis zur Salah-al-Din-Straße und dann weiter in den Norden führe. Bei Kämpfen in Rafah an der Grenze zu Ägypten waren zuvor am Samstag nach Militärangaben acht israelische Soldaten getötet worden.

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Hilfsorganisationen prangern humanitäre Lage im südlichen Gaza an

Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist katastrophal, Hilfsorganisationen weisen seit Monaten auf einen Mangel an Lebensmitteln und anderen wichtigen Waren hin. Tausende Menschen haben nicht genug Trinkwasser und Essen, zahlreiche Kinder leiden an akuter Mangelernährung. "Die Situation im südlichen Gaza verschlechtert sich rasch", sagte Carl Skau, der stellvertretende Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) nach einem zweitägigen Besuch der Region am Freitag.

Eine Million Menschen seien aus Rafah an der Grenze zu Ägypten vertrieben worden und bei brütender Sommerhitze in einem überfüllten Gebiet entlang des Strandes eingepfercht. Im nördlichen Teil Gazas habe sich die Versorgung mit Hilfsgütern zwar etwas verbessert, sagte Skau. Nachhaltig abgesichert sei die Verteilung von Nahrungsmitteln aber nicht.

Das Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte mit, mehr als 50.000 Kinder im Gazastreifen müssten wegen akuter Mangelernährung behandelt werden. Angesichts der nach wie vor bestehenden Beschränkungen für humanitäre Hilfe seien die Menschen "weiter von einem verzweifelten Ausmaß des Hungers betroffen".

Über 1000 Israelis wurden am 7. Oktober von der Hamas getötet

Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem islamistische Kämpfer laut israelischen Angaben 1194 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatten.

Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.290 Menschen getötet. Rund vier Fünftel der Bevölkerung innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens haben ihr Zuhause zurücklassen müssen.

DPA · AFP
jum