Joe Biden, mutmaßlicher Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, befürchtet eine Verschiebung der US-Wahl durch Präsident Donald Trump wegen der Corona-Krise. "Er wird irgendwie versuchen, die Wahl nach hinten zu verschieben, er wird irgendeine Begründung finden, warum sie nicht abgehalten werden kann", sagte Biden in einer Videokonferenz mit Unterstützern seiner Partei.
Trump tue "alles, um das Wählen zu erschweren"
Trump glaube offenbar, dass er nur durch eine Verschiebung der für November angesetzten Präsidentschaftswahl wiedergewählt werden könne, sagte Biden. Der frühere Vize-Präsident von Barack Obama verwies dabei auf die Drohung Trumps, sein Veto gegen Nothilfen für die US-Post einzulegen. Dies sei ein Beispiel für die Absicht des Präsidenten, "alles zu tun, was er kann, um es den Menschen sehr zu erschweren, wählen zu gehen", so der 77-Jährige.
Wegen der Corona-Krise haben zahlreiche US-Bundesstaaten ihre Vorwahlen zur Bestimmung der Präsidentschaftskandidaten verschoben. Die Demokraten verlegten zudem ihren ursprünglich für Juli geplanten Parteitag zur formellen Kür des Präsidentschaftskandidaten auf Mitte August. Experten aber sehen in der Briefwahl eine gute Alternative zum klassischen Urnengang, um die Ausbreitung des Coronavirus während der Abstimmung zu verhindern. Trump argumentiert jedoch, dass das Wählen per Post das Wahlbetrugsrisiko erhöhe. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP sagte der US-Präsident bei seiner täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus, er könne nicht sagen, "was mit der Wahl passiert".
"Ein schläfriger Typ im Keller eines Hauses"
Spöttisch äußerte er sich zur freiwilligen Isolation Bidens in seinem Haus wegen der Corona-Krise. "Wir haben einen schläfrigen Typen im Keller eines Hauses, zu dem die Presse freien Zugang hat", sagte Trump. Zugleich wolle Biden wegen des Coronavirus keine Rededuelle abhalten. Der Demokrat werde "wegen des Coronavirus behütet" und bewege sich kaum aus dem Haus, lästerte der Präsident.
Biden aber sagte bei der Videokonferenz, dass er sich auf ein Rededuell mit Trump im Vorfeld der Präsidentschaftswahl freue. "Ich kann es kaum erwarten, mit Donald Trump zu debattieren." Angesichts der Pandemie sei er auch zu einem Online-Schlagabtausch bereit: "Egal ob Zoom, Skype, Hangouts oder persönlich - jederzeit und wo immer er möchte."
Ein Präsident müsse das Land durch die Krise führen
Dem US-Präsidenten warf er erhebliche Versäumnisse im Umgang mit der Corona-Krise vor. "Der Präsident redet ständig über sich selbst und fordert Gouverneure auf, ihm dafür zu danken, was er für sie tut." Es dürfe in der Krise aber nicht um Parteipolitik gehen, so Biden. Trump sei als Präsident dafür verantwortlich, das Land durch die Krise zu führen.
Die USA sind das am schwersten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Fast 870.000 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, knapp 50.000 Menschen starben.
Kritiker werfen Trump vor, seine täglichen Pressebriefings zur Corona-Krise im Weißen Haus für Wahlkampfzwecke zu nutzen. Dies wies Trump zurück. Die Medien berichteten nicht über die "großartige Arbeit, die wir leisten", beklagte der Republikaner.