Die Übergangsregierung in Kirgistan hat Weißrussland zur Auslieferung des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew aufgefordert. "Das kirgisische Volk kann es nicht gutheißen, dass Weißrussland einen Mann aufnimmt, der viele Menschen auf seinem Gewissen hat", sagt die Übergangsregierungschefin Rosa Otunbajewa am späten Dienstagabend vor Journalisten in Bischkek. "Dieser Kriminelle muss unserem Land übergeben werden." Sollte Weißrussland dieser Aufforderung nicht folgen, werde Kirgistan die internationale Polizeibehörde Interpol einschalten.
Unterdessen betrachtet sich der gestürzte Präsident weiter für den wahren Staatschef der zentralasiatischen Republik. Der 60-Jährige rief die internationale Gemeinschaft am Mittwoch von seinem weißrussischen Exil aus auf, die neue Regierung unter Rosa Otunbajewa nicht anzuerkennen. "Ich bin der rechtmäßig gewählte Präsident", sagte Bakijew vor Journalisten in Minsk.
"Keine Kraft kann mir meine Präsidentschaft nehmen, nur der Tod kann mich stoppen", sagte Bakijew. Er betonte, dass er seinen Rücktritt nicht anerkenne. Beobachter befürchten, dass diese Erklärung Bakijews Anhängern neuen Auftrieb gibt und damit zu neuen Unruhen in der Ex-Sowjetrepublik führen könnte. Allerdings hatte der gestürzte Staatschef in der vergangenen Woche selbst handschriftlich seinen Rücktritt erklärt. Bakijew war nach Vermittlung der USA und Russlands zunächst in das Nachbarland Kasachstan geflohen.