Die israelische Luftwaffe hat auch am siebten Tag der Militäroffensive gegen die radikal-islamische Hamas Angriffe auf Ziele im Gaza-Streifen geflogen. Der arabische Nachrichtensender al Dschasira berichtete am Freitagmorgen von einer Reihe von Luftschlägen. In israelischen Medien hieß es unter Berufung auf die Luftwaffe in der Nacht zum Freitag, Kampfflugzeuge hätten eine Moschee im Flüchtlingslager Dschabalija im nördlichen Gaza-Streifen angegriffen. Das Gotteshaus soll als Waffenlager und Versteck für Extremisten gedient haben. Es sei die fünfte Moschee, die seit Beginn der Militäroperation am vergangenen Samstag bombardiert wurde, schrieb der israelische Onlinedienst "ynet". Der israelische Rundfunk sprach unter Berufung auf palästinensische Quellen von fünf Luftschlägen kurz vor Mitternacht. Angesichts der dauernden Angriffe gestattet Israel jetzt mehr als 400 Ausländern, den Gazastreifen zu verlassen.
Die israelische Außenministerin Zipi Livni hatte kurz zuvor noch einmal betont, Israel werde die Militäroffensive im Gaza-Streifen so lange weiterführen, bis Militante aufhören, den jüdischen Staat mit Raketen zu beschießen. Es sei nicht eine Frage eines Zeitplanes, sondern eine Frage der Ziele, sagte Livni am Donnerstag dem israelischen Fernsehen aus Paris. Man werde die Situation täglich überprüfen. Das israelische Militär habe weitere Ziele im Visier. "Dann wird es einen Punkt geben, an dem wir sehen werden müssen, ob die (radikal-islamische) Hamas es begreift und mit dem Beschuss aufhört", sagte die Außenministerin weiter.
Westjordanland abgeriegelt
Für das Westjordanland verhängte Israel aus Sicherheitserwägungen von Mitternacht an eine zweitägige Ausgangs- und Einreisesperre. Die von Verteidigungsminister Ehud Barak angeordnete Maßnahme soll bis Samstag um Mitternacht gelten, hieß es in einer am Donnerstagabend herausgegebenen Erklärung des israelischen Militärs. In humanitären und medizinischen Notfällen würden Ausnahmen gemacht. Die Zeitung "Jerusalem Post" schrieb, die Behörden hätten auf Warnungen vor möglichen Attentatsversuchen durch militante Palästinenser in Folge der israelischen Offensive im Gazastreifen reagiert.
Die israelische Luftwaffe flog am Donnerstag nach Angaben einer Militärsprecherin rund 60 neue Angriffe auf den Gaza-Streifen. Gleichzeitig feuerten militante Palästinensergruppen mehr als 40 Raketen und Mörsergranaten zum Teil weit in das israelische Kernland ab. Am Donnerstag hatte die israelische Luftwaffe erstmals ein Mitglied des engsten Führungszirkels der radikal-islamischen Hamas sowie dessen vier Frau und elf seiner Kinder getötet. Die israelische Armee wies Berichte zurück, wonach sie zu einer Politik der gezielten Tötung von Hamas-Führern zurückgekehrt sei. Die israelische Luftwaffe greife Häuser an, die zur Hamas-Infrastruktur gehörten und in denen Raketen oder große Mengen an Sprengstoff gelagert würden, sagte eine Armeesprecherin. Der Sprecherin zufolge hat die Armee auch die Bewohner des Hauses des getöteten Top-Hamas-Führers vor dem Raketenangriff vom Donnerstag gewarnt.
Bei der israelischen Offensive sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza bisher mindestens 414 Palästinenser getötet und 2070 weitere verletzt worden. An den Folgen der palästinensischen Raketenangriffe sind bisher vier Israelis gestorben.
Sicherheitsrat fordert Waffenruhe
Unterdessen gehen die diplomatische Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas weiter. Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel und die Hamas in den letzten Stunden des alten Jahres noch einmal eindringlich zu einer Waffenruhe aufgerufen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drängte die Konfliktparteien, umgehend "vom Abgrund zurückzutreten".
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Fatah) will sich jetzt beim Weltsicherheitsrat für eine Waffenruhe einsetzen. Abbas werde solange in New York bleiben, bis es eine Resolution mit einer klaren Zeitvorgabe für ein Ende der Gewalt gebe, sagte Abbas-Sprecher Jassir Abed Rabbo in Ramallah.
Unterdessen droht Israel angesichts der fortwährenden Raketenangriffe weiter mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Der israelische Rundfunk meldete, dass mehrere tausend Soldaten am Rande des Gaza-Streifens auf ihren Einsatzbefehl warteten, darunter viele Reservisten. Der Bodeneinsatz mit starken Verbänden solle nach Vorstellung der Armee heftig und kurz sein, hieß es.