In Frankreich dreht sich seit Wochen alles um das Vermögen der Milliardärin Liliane Bettencourt, der Hauptaktionärin des Kosmetikkonzerns L'Oréal. Die 87-Jährige soll nicht nur Steuern in Millionenhöhe hinterzogen, sondern auch die Regierungspartei UMP und Präsident Nicolas Sarkozy im Wahlkampf 2007 mit illegalen Spenden bedacht haben. Die Spenden, darunter angeblich 150.000 Euro für Sarkozy, dürfte die L'Oréal-Erbin aus der "Portokasse" bezahlt haben, denn das Vermögen der reichsten Frau Frankreichs wird auf 17 Milliarden Euro geschätzt.
Die Familie von Liliane Bettencourt hält über die Holding Thétys rund 31 Prozent an L'Oréal. Ihre Tochter Françoise Bettencourt-Meyers und ihre Kinder sind eigentlich die Anteilseigner, doch die Mutter ist nach wie vor die Stimmberechtigte und erhält die Dividenden. Der Kosmetikkonzern, zu dem so bekannte Marken wie Biotherm, Lancôme, Cacharel, Garnier, Giorgio Armani und Helena Rubinstein zählen, machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro. Zweiter Hauptaktionär von L'Oréal ist der Lebensmittelkonzern Nestlé mit rund 29 Prozent Anteilen. Das 1909 von Liliane Bettencourts Vater - der ein Mittel zum Haarefärben erfand - gegründete Kosmetikunternehmen ist heute mit 64.400 Mitarbeitern in 130 Ländern präsent.
Das Privatvermögen von Liliane Bettencourt, insbesondere ihr Gewinn aus dem L'Oréal-Konzern, wird von der Gesellschaft Clymène verwaltet. Dort arbeitete auch die Frau des französischen Arbeitsministers Eric Woerth, der als Schatzmeister der Regierungspartei UMP die Parteispenden entgegengenommen haben soll. Woerth kündigte inzwischen seinen Rücktritt als UMP-Kassenwart an. Darüber hinaus wurde 1987 die Stiftung Bettencourt-Schueller gegründet, die insbesondere medizinische Projekte fördern will.
Die drei Einrichtungen - Thétys, Clymène und die Stiftung - haben eines gemeinsam: Liliane Bettencourt steht an der Spitze, ihr Vermögensverwalter Patrice de Maistre, der wegen der Affären um Steuerhinterziehung und Parteispenden in Polizeigewahrsam genommen wurde, ist der Geschäftsführer.
Das weit verzweigte Imperium soll illegal Konten in der Schweiz unterhalten und eine Seychellen-Insel gekauft haben. Präsident Sarkozy sagte dazu einmal, Bettencourts Vermögen sei so immens, dass sie mehrere Millionen Steuern zahle - Monat für Monat.