Wie der britische Fernsehsender BBC in der Nacht zum Montag aus Beirut berichtete, schwenkten Tausende von Demonstranten libanesische Fahnen, sangen patriotische Lieder und skandierten anti-syrische Parolen. Mit den Protesten wollen die Demonstranten die libanesische Regierung herausfordern. Diese hatte eine Demonstrationsverbot verhängt, als das Parlament für heute eine Debatte über das Attentat auf den früheren Ministerpräsidenten Rafik al Hariri angekündigt hatte.
Hariri war am 14. Februar einem Bombenattentat zum Opfer gefallen. Im vergangenen Oktober war er als Ministerpräsident im Streit mit dem von Syrien unterstützten Präsidenten Emile Lahud zurückgetreten. Auch nach seinem Abtritt behielt der Milliardär aber politischen Einfluss. In jüngster Zeit hatte er sich hinter die Forderung oppositioneller Gruppierungen im Land gestellt, dass Syrien seine Rolle als Ordnungsmacht im Libanon aufgeben müsse.
Oppositionspolitiker und ein großer Teil der libanesischen Bevölkerung machen Syrien direkt oder indirekt für den Anschlag auf Hariri verantwortlich. Aus diesem Grund fordern die Oppositionellen auf Kundgebungen immer lauter der Abzug der syrischen Truppen und ein Ende der Einmischung der syrischen Regierung in die libanesische Innenpolitik. Syrien, dessen Regierung jede Beteiligung an dem Anschlag bestreitet, hat im Libanon 14.000 Soldaten stationiert und sieht sich als Schutzmacht des Nachbarlandes.
Zusammenstöße zwischen Demonstranten befürchtet
Die Regierung in Beirut hatte mit einem landesweiten Demonstrationsverbot auf die Proteste der Oppositionellen reagiert. Sie befürchtete, dass es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen pro-syrischen und oppositionellen Demonstranten kommen könnte. Die Sicherheitskräfte seien angewiesen worden, alle Demonstrationen und Versammlungen zu unterbinden, sagte Innenminister Suleiman Frandschieh am Sonntag in Beirut. Die Maßnahme erfolge "mit Blick auf die Erfordernisse, den zivilen Frieden zu schützen".
Erst am Samstag hatten rund 15.000 Libanesen mit einer Menschenkette durch Beirut gegen die Ermordung Hariris protestiert. Hand in Hand standen die Menschen zwischen dem Märtyrerplatz und dem Saint-Georges-Hotel, wo die Bombe explodiert war, die Hariri und 17 weitere Menschen tötete. Mehrere Abgeordnete der Opposition nahmen an der Kundgebung teil. Sie forderten die Aufklärung des Mordanschlags sowie Unabhängigkeit und Demokratie für Libanon. "Syrien raus, wir wollen keine andere Armee mehr als die libanesische", rief die Menge.
Unterstützung erhielten die Demonstranten von Seitern der USA. Die US-Regierung hat Syrien noch einmal nachdrücklich zum Abzug all seiner Truppen aus Libanon aufgefordert. Die USA würden sich mit einer Truppenverlegung innerhalb Libanons nicht zufrieden geben, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher am Freitag in Washington.
Israel startet diplomatische Offensive
Auch Israel setzt Syrien weiter unter Druck. Laut Medienbericht will Israel eine diplomatische Offensive gegen Damaskus starten. Am Feitag hatte ein Selbstmordattentäter in Tel Aviv vier Menschen getötet. Zu dem Anschlag, hat sich die Gruppe Islamischer Dschihad bekannt. Israel hat aber auch die Regierung von Syrien beschuldigt, in die Tat verstrickt zu sein. Der israelische Außenminister Silwan Schalom wolle heute den Botschaftern der EU und der Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrats Beweise für eine Verwicklung in Syrien sitzender Terrorgruppen in das Attentat vorlegen. Wie die israelische Zeitung "Haaretz" in ihrer Onlineausgabe vom Montag weiter berichtete, wird ein hohes Mitglied des Militärgeheimdienstes die Erkenntnisse in Washington, London und Paris präsentieren. Die Informationen stammten vom Militärgeheimdienst.