Manchester Finanzkrise rettet Browns Kopf

Er ist laut Umfragen der unbeliebteste Regierungschef seit 70 Jahren und auf dem Labour-Parteitag sollte sein Ende besiegelt werden. Doch ausgerechnet die internationale Finanzkrise hat Großbritanniens Premierminister Gordon Brown noch eine Gnadenfrist gewährt.

Im Kampf um sein politisches Überleben hat der britische Premierminister Gordon Brown auf dem Parteitag seiner Partei versucht, mit seiner Kompetenz als Finanzpolitiker zu punkten. Der wegen niedriger Umfragewerte unter Druck aus den eigenen Reihen stehende Labour-Chef räumte zwar Versäumnisse ein, bezeichnete sich aber als am besten geeignet, um das Land aus der Finanzkrise zu führen. "Ich will immer besser werden, und ich werde besser werden", sagte Brown der BBC am Rande des Labour-Parteitags in Manchester.

Brown gehe es zuerst um die Menschen

Kritiker hatten der Regierung zuletzt vorgeworfen, sich in Zeiten wachsender Inflation und steigender Arbeitslosigkeit nicht ausreichend um die Bürger gekümmert zu haben. Vor den Delegierten ging Brown dagegen in die Offensive: "Mir geht es zuerst um die Menschen, die Hypotheken aufgenommen haben und jetzt darum kämpfen müssen, über die Runden zu kommen: um die Angestellten von Banken und anderen Branchen wie dem Bausektor, die sich um ihre Jobs sorgen, und um die Mutter im Supermarkt." Die Regierung habe entschlossen auf die Krise reagiert.

In der BBC ging Brown auch auf den Vorwurf ein, die britische Regierung habe die Schieflage des Finanzsektors zu spät erkannt. "Wir zahlen den Preis für das, was in den USA passiert ist", sagte er. Das Problem liege bei der Weltwirtschaft. "Ich war zehn Jahre lang Schatzkanzler. Ich habe die Erfahrung, damit umzugehen", sagte er weiter.

Umfragen hatten den 57-Jährigen zuletzt als unbeliebtesten Regierungschef seit 70 Jahren ausgewiesen. Einer von der Zeitung "Independent on Sunday" veröffentlichte Erhebung zufolge könnte es ihm aber allmählich gelingen, den Trend zu drehen: Nach der Rettung des Baufinanzierers HBOS und milliardenschweren Kapitalspritzen für den Geldmarkt verringerte sich Labours Rückstand zu den Konservativen demnach auf zwölf Punkte nach 21 Punkten im Vormonat.

Mehr als ein Dutzend Abgeordnete hatten im Vorfeld des Parteitags angesichts der katastrophalen Popularitätswerte Browns den Rücktritt des Schotten oder eine Kampfkandidatur um den Parteivorsitz gefordert. Einer seiner größten innerparteilichen Rivalen stärkte Brown nun allerdings den Rücken und rief die Partei zur Einheit auf: In einem Artikel für die Zeitung "Mirror" schrieb Außenminister David Miliband, die Zeit sei nicht reif für die Wahl eines neuen Vorsitzenden. In Großbritannien stehen 2010 Parlamentswahlen an.

DPA
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