MULLAH OMAR Suche nach »Feind Nummer zwei« hält an

Entgegen Angaben der afghanischen Regierung ist Talibanführer Mullah Omar offenbar noch auf der Flucht. Anti-Taliban-Verbündete jagen in der Umgebung nördlich von Kandahar nach dem gestürzten Regimechef.

Anti-Taliban-Kämpfer im Süden des Landes sagten am Freitag, sie seien nach wie vor auf der Suche nach ihm. »Falls er gefangen genommen würde, wüssten wir das innerhalb einer halben Stunde«, sagte ein Sprecher des Geheimdienstchefs von Kandahar, Hadschi Gullalai. Amin Farhang, Minister für Wiederaufbau, hatte am Vorabend im »ARD«-Fernsehen gesagt, seines Wissens sei Mullah Omar bereits festgenommen worden. US-Flugzeuge bombardierten laut einer Agenturmeldung wieder Ziele im Osten des Landes.

Anti-Taliban-Verbündete hätten rund um ein Dorf Position bezogen, in dem Mullah Omar vermutet werde, sagte der Sprecher Gullalais. Sie würden dabei von US-Streitkräften unterstützt. In den Tagen zuvor waren Angaben aus Kandahar zufolge Verhandlungen mit Stammesältesten geführt worden, in deren Obhut sich Mullah Omar begeben haben könnte. Man warte nun auf eine Antwort, hieß es am Donnerstag. Mullah Omar soll sich in den Bergen in der Nähe der Stadt Baghran in der Provinz Helmand versteckt halten.

US-Verteidigungsministerium hat keine Informationen

Farhang sagte im ARD: »Ich habe heute davon gehört, dass er (Mullah Omar) festgenommen worden ist. Mehr davon weiß ist nicht.« Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, es lägen keine Informationen vor, die die Äußerungen stützten.

»Noch genug zu tun«

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte in Washington, für die USA gebe es in Afghanistan noch genug zu tun. Schwerpunkt sei nun die Suche nach Mullah Omar, dem moslemischen Extremisten Osama bin Laden sowie führender Mitglieder ihrer Gruppen. Dass die Taliban-Ära beendet sei, sei eine gute Sache, nicht nur für für die Menschen in Afghanistan, sonder »auch für die Menschen in der ganzen Welt, dass das Land nicht länger Terroristen Unterschlupf bietet.« Die USA machen Bin Laden für die Anschläge am 11. September verantwortlich und werfen den Taliban vor, ihm Schutz gewährt zu haben. Einigen Berichten zufolge soll Bin Laden nach Pakistan entkommen sein.

Die Bombenangriffe im Osten des Landes seien am frühen Morgen geflogen worden, meldete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. Es seien Ziele in Zhawar in der Nähe der Grenze zu Pakistan getroffen und dabei mindestens zwei Menschen verletzt worden. Für die Angaben gab es keine unabhängige Bestätigung. Der Ort liegt südlich von Khost. Er war bereits 1998 von den USA mit Marschflugkörpern angegriffen worden, weil sich dort Trainingslager Bin Ladens befunden haben sollen. Zuvor waren auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania Anschläge verübt worden. Auch dahinter vermuten die USA Gruppe Bin Ladens. Der Stabschef der US-Armee, Richard Myers, sagte am Donnerstag in Washington, das Lager sei am Morgen von US-Kampfflugzeugen angegriffen worden.