Nach 25 Jahren im Exil Ex-Diktator "Baby Doc" zurück in Haiti

Der Name Duvalier steht für eines der finstersten Kapitel in der Geschichte Haitis. Fast drei Jahrzehnte beherrschte der Familien-Clan die bettelarme Karibikrepublik. Inmitten der politischen Krise ist der letzte Sproß der Dynastie nun überraschend zurückgekehrt.

Nach 25 Jahren im Exil ist Haitis früherer Diktator Jean-Claude Duvalier alias Baby Doc überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. "Ich bin gekommen, um zu helfen", sagte Duvalier am späten Sonntagnachmittag (Ortszeit) nach seiner Ankunft auf dem Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince. In dem Karibikstaat, der noch lange mit den Folgen des verheerenden Erdbebens kämpfen wird, herrscht derzeit ein Machtvakuum.

Duvalier traf an Bord einer Air-France-Maschine ein, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Nach Angaben seiner Partnerin Veronique Roy ging der 59-Jährige nach dem Verlassen des Flugzeugs auf die Knie, um den Boden seines Heimatlandes zu küssen. Grund für die Rückkehr des Paares sei das Erdbeben vom 12. Januar 2010 mit rund 250.000 Toten gewesen, sagte Roy. "Das war der Auslöser. Wir haben die Bilder im Fernsehen gesehen."

Jean-Claude Duvalier war 1971 nach dem Tod seines Vaters François Duvalier, der Papa Doc genannt wurde, mit 19 Jahren der jüngste Staatschef der Welt geworden und herrschte in Haiti mit harter Hand. Nach einem Volksaufstand musste er 1986 das Land verlassen und wurde schließlich in Frankreich aufgenommen, wo er an der Côte d'Azur lebte.

Duvalier stehe es als haitianischer Staatsbürger frei, in seine Heimat zurückzukehren, sagte Regierungschef Jean-Max Bellerive. Zu der Frage, ob dem 59-Jährigen nun rechtliche Schritte wegen der unter seiner Herrschaft begangenen Verbrechen drohten, wollte er sich nicht äußern. Duvalier, seine Familie und Anhänger sollen laut Behörden damals Millionen Dollar unterschlagen haben. Zudem werden ihm Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen.

Die haitianische Menschenrechtsorganisation RNDDH forderte Duvalier wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht zu stellen. Sollte Duvalier sich nicht für die unter seiner Herrschaft begangenen Massaker und Folter verantworten müssen, wäre dies für Haiti im Kampf gegen die Straflosigkeit "ein Schritt zurück", sagte Pierre Espérance, Vertreter des Nationalen Netzwerks zur Verteidigung der Menschenrechte (RNDDH). Auch Amnesty International forderte einen Prozess gegen Duvalier wegen "weit verbreiteter und systematischer Menschenrechtsverletzungen", die Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkämen.

In der Bevölkerung gab es zahlreiche Stimmen gegen einen Prozess. "Es wird gesagt, dass seine Regierung eine Menge Menschen getötet hat, aber viele Regierungen nach ihm haben das auch gemacht", sagte der Haitianer Daniel Benjamin. "Unter ihm waren die Dinge in Ordnung. Wir hatten Nahrungsmittel und Sicherheit", sagte der 39-Jährige Joseph Patrick. Hunderte Anhänger hatten den Ex-Diktator am Flughafen begrüßt und belagerten später sein Hotel.

Duvalier hatte das haitianische Volk 2007 im Rundfunk um Entschuldigung für die "während seiner Amtszeit begangenen Fehler" gebeten. Der auch heute noch amtierende Präsident René Préval kündigte daraufhin an, eine Entschuldigung sei nur möglich, wenn sich Duvalier der Justiz stelle.

In dem Karibikstaat herrscht nach der umstrittenen ersten Runde der Präsidentschaftswahl Ende November ein Machtvakuum. Eigentlich hätte am Sonntag die Stichwahl stattfinden sollen. Doch die Wahlkommission sagte den Termin ab, da die Ergebnisse der ersten Abstimmung vom November nach Betrugsvorwürfen noch nicht abschließend überprüft sind.

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AFP/DPA